Neue Platten: The Raveonettes – "Observator"

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7,5

Nachdem die Raveonettes mit ihrem fünften Studioalbum „Raven In The Grave“ ein wahres Konzeptalbum, nämlich eine Symphonie der Düsternis, produziert haben, schlagen sie jetzt mit ihrem siebten Album „Observator“ wieder Töne an, die an frühere, süßere Soundepisoden in der elfjährigen Karriere des dänischen Duos erinnern. Nicht zufällig jedoch, denn der Produzent des Albums, Richard Gottehrer, hatte auch beim süßen Nostalgie-Sound des 2005er-Albums „Pretty In Black“ und auf „Chain Gang Of Love“ seine Hände im Spiel.

Das heißt auch, dass das neue Album weniger Innovationen birgt als der düstere Vorgänger mit seinen dunklen, schleppenden Drums, grollenden Overdrive-Gitarren und seinem elegischen Gesang. Innovation muss aber auch nicht immer gut sein; so liefern die Dänen hier einfach ein ausgewogenes und typisches Raveonettes-Album ab und bestätigen die Richtung, die sie auf ihrer vorhergehenden EP „Into The Night“ eingeschlagen haben. Nach wie vor bietet die Band ihren Fans zuckersüße Melodien, die, teilweise im Duett gesungen, über die verzerrten, dichten Gitarrenwänden geschichtet sind. Über allem liegt eine große Dosis Pop, gerne auch mit Anleihen an die 80er-Jahre, bei ständig gleichbleibenden Stimmungsschwankungen zwischen Melancholie und Heiterkeit. Wahrscheinlich ist das das große Geheimnis hinter der Musik, diese Balance, die sich genauso im Gesang wie im zwielichtigen Gitarrenspiel ausdrückt.

Die typischen musikalischen Themen dieses Albums eröffnen wieder ein großes Spektrum an visuellen Assoziationen von Nachtszenen und Roadmovies, und damit treffen sie genau die Erwartungen, die man an ein neues Raveonettes-Album stellt. Das Soundtrack-Prinzip hatten sie mit „Raven In The Grave“ perfektioniert. Der beharrliche Skeptiker könnte die ewige Gleichförmigkeit der Songstrukturen und Melodiemuster aller Raveonettes-Songs anmerken, hat dabei aber nicht 100-prozentig recht. Parallelen zum Sound der Vorgängeralben lassen sich viele finden; “Sinking With The Sun“ weckt melodisch und im Aufbau starke Reminiszenzen an “You Say You Lie“ und ist wie „She Owns The Streets“ ein Ohrwurm-Garant. Neu ist der Einsatz des Klaviers, der den Songs der Raveonettes etwas Abgeklärtheit und Kühle verleiht, die sich sehr gut in den sphärischen Gesang, die fuzzy Gitarren und die verhallenden Beats einfügen. „Observations“ lebt durch die Rhythmik der Klavierakkorde im Zusammenspiel mit den Drums, kleine Brücken aus Piano-Solos wirken zerbrechlich und zart und bieten mit den vibrierenden, verzerrten Gitarren die typische düster-verspielte Harmonie der Raveonettes.

Etwas vermissen mag man angesichts der größeren Popgeste, die auf „Observator“ immer mitschwingt, Surfgitarren, mehr Feedback, Noise und wirklich düstere Roadmovies, die beim Hören vergangener Songs wie „Attack Of The Ghost Riders“ als Assoziation aufkamen.

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