Young Turks/Beggars Group
6,5
Geschlagene drei Jahre haben The xx ihre Fangemeinde auf den Nachfolger ihres bahnbrechenden Debüts warten lassen. Und wie alle Bands vor ihnen, mussten sie sich nach ihrem erfolgreichen Eintritt in die kommerzielle Musikwelt die Frage stellen: „Was kommt als nächstes?“ Dabei sei denjenigen mit Angst vor großen Veränderungen gesagt, dass The xx ihrem Stil in fast allen Punkten treu geblieben sind. Erneut schufen Oliver Sim, Romy Madley Croft und Jamie Smith eine große und emotionale Platte, die sich ein weiteres Mal dem Thema Herzschmerz verschreibt und uns, wie schon bei ihrem Erstlingswerk, mit Tränen in den Augen zurücklässt.
Mit welcher Intensität und Intimität uns das Gesangs-Duo Sim und Madley Croft in ihre ganz private Liebeswelt versetzen können, wird bereits bei der ersten Singleauskopplung „Angels“ deutlich. Diese wird im Gegensatz zum restlichen Song-Repertoire des Albums alleinig von Romys Stimme getragen. Meist hören wir allerdings, wie die zwei sich im Echo durch das Album singen, niemals zu einem richtigen Duett vereint, welches uns den schönen Eindruck vermittelt, dass beide über die selbe traurige Geschichte erzählen, aber eben in ihrer ganz eigenen Version. Musikalisch werden ein Großteil der Songs auf „Coexist“ definiert durch gewohnt minimalistische Sounds, welche immer wieder von gezielt gesetzten Pausen unterbrochen werden. Diese geben den reduzierten Gitarren-Lines, den distanzierten Pianoklängen und den sanften Stimmen von Romy und Oliver eine größere Gewichtung.
Für jene aber, die sich nach einer bedeutenden Neuausrichtung des Londoner Trios gesehnt hatten, bedeutet „Coexist“ wohl, dass sie sich bis zur nächsten Platte gedulden müssen. Mit ihrem zweiten Longplayer knüpfen Oliver, Jamie und Romy fast nahtlos an ihr durchschlagendes Debüt an: reduzierte Beats, gehauchte, sanfte Stimmen und Texte, die sich vornehmlich mit den Leiden der Liebe beschäftigen. Lediglich die House-Elemente inklusive tanzbarer Beats und ein gereifteres Songwriting deuten auf eine Weiterentwicklung in den letzten drei Jahren hin.
Nach elf Songs und knapp 38 Minuten freut man sich über eine weitere gute Indie-Pop-Platte im Schrank und ist ein bisschen traurig über den Eindruck, dass kommerzieller Erfolg wohl einige unserer Lieblingsmusiker so zu paralysieren scheint, dass diesen wohl letztlich der Mut fehlte, ein bisschen weiterzugehen.
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