Nielsen-Report 2017: Ist der Rock wirklich tot?

Symbolbild für den Nielsen-Report 2017Symbolbild für den aktuellen Nielsen-Report, der belegt, dass das Genre Rock im musikalischen Mainstream keine Rolle mehr spielt

Wirft man einen Blick auf das kürzlich enthüllte Line-up des Coachella Festivals, dann wird sehr schnell klar: Selten war Rock-Musik im Mainstream so tot wie heute. Die drei Headliner (Beyoncé, Eminem, The Weeknd) stammen erstmals in der Geschichte des US-amerikanischen Festival-Giganten allesamt aus der R&B/HipHop-Sparte. Mit A Perfect Circle hat sich zwar noch eine angestaubte Quoten-Rock-Band in die höheren Sparten eingeschlichen, und sowohl St. Vincent als auch The War On Drugs und Fleet Foxes lassen sich im gröberen Sinne vielleicht auch noch als „Rock“ definieren – trotzdem scheint die Gitarrenmusik zum ersten Mal komplett zweite Wahl für das Booking-Team des Coachella zu sein.

Pünktlich zu dieser Line-up-Enthüllung hat das Marktforschungsunternehmen The Nielsen Company seinen großen Musikreport 2017 veröffentlicht. Und auch dieser wirkt wie ein Sargnagel für die Rockmusik: Acht der zehn meistgehörten KünstlerInnen des vergangenen Jahres sind Rapper und/oder R&B-Sänger, die anderen beiden sind die Pseudo-Country-Sängerin Taylor Swift und der Pseudo-Folker Ed Sheeran – „Pseudo“ im Sinne von: Wer ernsthaft behauptet, dass die Singles von „Reputation“ und „÷“ etwas anderes als Mainstream-R&B seien, der hat diese nicht gehört. Von Gitarrenmusik so gut wie keine Spur.

Vinyl weiter im Aufwärtstrend

Laut Nielsen-Report schritt dafür die mittlerweile bereits zwölf Jahre andauernde Vinyl-Renaissance weiterhin voran: 14% der 2017 verkauften Tonträger wären Schallplatten. Die meistverkaufte war sogar ein Rock-Album: Das Jubiläums-Reissue des The-Beatles-Klassikers „Sgt. Pepper‘s Lonely Hearts Club Band“. Nicht gerade ein stechender Beweis für die Mainstream-Relevanz von Rockmusik. Ähnlich fühlen sich die Top 3 der erfolgreichsten Rock-Bands 2017 an: Auf Platz 1 die alteingesessenen Metallica, gefolgt von der Pop-Rock-Band Imagine Dragons (die ihren Fokus klar auf die erste Silbe ihres Genres legen) und – na klar – den Beatles.

Auch die ByteFM Jahrescharts 2017 zeichnen ein ähnliches Bild wie der Nielsen-Report 2017: Nur ein gutes Fünftel unserer 25 meistgespielten Alben lassen sich als Gitarrenmusik definieren. Stattdessen dominieren Genre-Hybriden, wie z.B. das britische Post-Electronica-Duo Mount Kimbie oder die Kunstmusik und Piano-Pop verschmelzende Sophia Kennedy. Auch in den ByteFM Jahrescharts der HörerInnen finden sich wenige klassische Rock-KünstlerInnen, nur Courtney Barnett & Kurt Vile sowie The War On Drugs sind mit wirklich gitarrenlastigen Alben in Euren Top Ten vertreten.

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Diskussionen

1 Kommentar
  1. posted by
    Moritz
    Jan 4, 2018 Reply

    Irgendwann kommt dann sicher auch wieder das Gitarren-Revival. – Und pünktlich zum Jahreswechsel kommt Jeff Rosenstock (zum Glück) entgegen dem Mainstream mit einem sehr guten neuen Album. http://www.albumoftheyear.org/album/98546-jeff-rosenstock-post-.php

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