Oum Shatt – „Oum Shatt“ (Rezension)

Cover des Albums Oum Shatt von Oum ShattOum Shatt – „Oum Shatt“ (Snowhite)

8,0

Wird aber auch mal Zeit! Oum Shatt bewegen sich schon seit vier Jahren durchs nächtliche Berlin, veröffentlichten 2013 ihre EP „Power To The Women Of The Morning Shift“ und tauchten seitdem immer mal wieder überraschend auf einer Bühne auf. Mit „Oum Shatt“ erscheint nun das erste Album der Band um Jonas Poppe (Kissogram) und Chris Imler (Dies, Das). Die Musik darauf klingt so, wie die erste Eingebung, die westliche Weißbrote beim Lesen des Bandnamens bekommen: tonal verrückt, melodisch auf unergründliche Weise verzückend.

Inspiration gaben türkische und arabische Rockmusik wie die von Erkin Koray und dem ägyptischen Gitarristen Omar Khorshid. Die Mitglieder von Oum Shatt haben in ihrer Jugend, wie auf der Platte unschwer zu erkennen ist, aber auch den Rock ’n’ Roll der USA gefressen. Ein Zurschaustellen von ihren vermeintlich eklektischen Interessen liegt der Band fern. Von „Reisebüro-kompatiblen Exotik-Platitüden“ à la „Geil, schau mal, dieser Indierock klingt ja richtig fetzig mit Highlife-Beats aus Nigeria!“ wollen sich die Musiker laut Poppe fernhalten.

Auf der moll-ähnlichen, phrygischen Tonleiter entstanden alle zwölf Songs. Dank der ungewohnten Halbtonschritte scheint die Musik auf „Oum Shatt“ daher permanent auf verschlungenen Pfaden zu schwingen. Umrahmt von cool gesprenkelten Bass-Schlägen und der einfallsreichen Percussion von Imler, der stets neue Gerätschaften an sein Schlagzeug baute, tut die berauschende Stimme von Poppe ihr Übriges. Sie singt vom Weinen zu Rock ’n’ Roll, vom gedankenlosen Stolpern in Richtung Verlangen, vom Erstarren und Erschauern. Der Opener „Power To The Women Of The Morning Shift“ lässt einen gleich den Atem anhalten, „Tripped Up / Laid Low“ galoppiert mit hoher Geschwindigkeit ins Ungewisse und „Ya Ya Ya“ macht psychedelisch-bezaubernd seine Spiralen um Horror-Film-Samples.

„Oum Shatt“ rollt wie eine Gewitterwolke über einen herein. Der Sturm ist gewiss, aber er baut sich langsam auf, lässt einen zappeln. Genauso wie die Songs der Berliner, die durchweg eine betörende Stimmung in der Schwebe halten.

Veröffentlichung: 27. Mai 2016
Label: Snowhite

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