Parcels – „Parcels“ (Rezension)

Cover von Parcels – „Parcels“ (Kitsuné / Because Music)

Parcels – „Parcels“ (Kitsuné / Because Music)

7,4

Fünf Freunde aus Byron Bay in Australien – Louie Swain, Patrick Hetherington, Noah Hill, Anatole „Toto“ Serret und Jules Crommelin – gründeten 2014 ihre erste richtige Band. Den Namen Parcels stahlen sie dem Café der Eltern eines Bandmitglieds. Lange hielt es sie allerdings nicht im idyllischen Surferparadies Byron Bay, denn um sich selbst einen Schubs zu geben, zog die Band nach Berlin und tourte in Europa. Auf einem Konzert in Frankreich wurde das Produzenten-Duo Daft Punk auf Parcels aufmerksam und produzierte mit der Band die Single „Overnight“. Während sich Parcels noch den One-Hit-Wonder-Stempel vom Handrücken wischten, folgten weitere Songs wie „Lightenup“ und „Tieduprightnow“, bei denen man sich an die eingängigen Disco-Elektro Beats von „Get Lucky“ zurück erinnert fühlte.

Nun steht der erste Langspieler der Band an. Das Debütalbum könnte man als buntes Mandala der inneren und äußeren Qualitäten der Band beschreiben. Zu den inneren Qualitäten zählen die Themen der Platte – ein sturer Blick auf den eigenen Mikrokosmos. Zu den äußeren gehört beispielsweise das bewusst vermittelte Bild, das wir von der Band und ihrer Musik bekommen: Grooviger Disco-Soul in Gestalt fünf modebewusster, junger Musiker mit Vorliebe für die 70er. Wiegt man beide Hälften dieser Elemente gegeneinander auf, halten Sie sich – im Falle von Parcels – die Waage.

Vogelgekecker und schillernde Achtminüter

Sänger Jules Crommelin wird mehrstimmig unterstützt, die Band wirkt homogen und eng beieinander, ganz wie ihre Songtitel. Da klebt ein Wort am nächsten, eine Aneinanderreihung von simplen Begriffen. „Comedown“, „Lightenup“ und „Withorwithout“ füllen die ersten drei Plätze der Platte. In diesen Vorzeigehits schwingt eine harmonische Gute-Laune-Stimmung mit. In dem Moment, in dem so viel Positivität schmerzhaft wird, erlösen einen die folgenden sechs Songs. Weniger eingängig, dafür umso interessanter, staunt man über den schillernden Achtminüter „Everyroad“, lauscht in „Yourfault“ unerwartetem Vogelgekecker und lehnt sich in die weichen Bassklänge von „Exotica“ zurück. Keine Frage, auch hier steckt derselbe Groove drin, nur dass er unterdessen zu einem soliden Geflecht verwachsen ist. Der Sound besteht aus 70er-Jahre-Gitarren, die von einem elektronischen Upbeat wieder eingefangen werden. Eine Fusion, die nicht in Nostalgie schwelgt, sondern sich optimistisch auf das Jetzt konzentriert. „Das Album trägt den Namen Parcels, weil wir denken, dass wir darauf erfolgreich ein möglichst getreues Bild von uns in diesem Moment, als Personen, als Musiker und als Gruppe aufgenommen haben“, sagen Parcels über ihr selbstbetiteltes Debüt.

Parcels beweisen damit einiges: Sie können Disco, sie können Hits. Sie können aber auch Langatmigkeit und Bescheidenheit. Der letzte Song „Credits“ ist buchstäblich was sein Titel sagt. Wieder eine Aneinanderreihung, diesmal Danksagungen, vorgetragen vom Berliner Rapper Dean Dawson. Applaus. Am Ende heißt es: Was tust du jetzt? Ganz klar, zurückspulen und noch mal von vorne. Parcels wissen selbst, dass sich bei ihnen noch Potential versteckt. Wieso auch nicht, „Parcels“ ist ihre erste Langspielplatte, ein Höhenflug, ohne dass man die Reißleine ziehen mag. Bisher gleiten sie sehr gekonnt.

Veröffentlichung: 12. Oktober 2018
Label: Kitsuné / Because Music

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