Patsy Cline – vom Honky Tonk zum Country-Pop

(Patsy Cline)Patsy Cline

Mit freundlicher Untertstützung von NAD.

Am 8. September wäre Patsy Cline 80 Jahre alt geworden. Mit gerade einmal 30 kam die Sängerin bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Die Aufnahmen, mit denen Patsy Cline berühmt wurde, umfassen eine Gesamtlänge von nur zwei Stunden und zehn Minuten. Ihre Bedeutung für die Country-Musik ist unermesslich. An ihrem Leben und an ihren Aufnahmen lässt sich die Entstehung der kommerziellen Country-Musik nachvollziehen.

Geboren am 8. September 1932 als Virginia Patterson Hensley, schaffte Patsy Cline Anfang der 60er-Jahre den Sprung vom Country in die Pop-Charts. In den Anfangsjahren ihrer Karriere hatte sie fast nur Honky-Tonk-Songs und klassisches Country-Material gesungen. Als sie 1961 beim Label Decca unterschrieb, wurden Fiddle und Steel Guitar kurzerhand aus der Band geworfen. Stattdessen sollte Patsy Cline zu gefälligen, jazzig-poppigen Arrangements mit Streichern und Klavier singen, befanden die Bosse bei Decca. Damals, in den frühen 60er-Jahren, wurde Country Teil des kommerziellen Mainstreams und Patsy Cline einer der ersten Stars des sogenannten „Nashville-Sounds“ an der Schnittstelle zwischen Country und Pop. Mit dieser Rolle hatte sie selbst allerdings zunächst große Schwierigkeiten, denn Patsy Cline sah sich als traditionelle Country-Sängerin. Das führte zu einigen Spannungen zwischen ihr und Owen Bradley, ihrem Produzenten beim Label Decca. Bradleys Bruder Harold erinnert sich: „Something that Owen did was make her slow down the songs, and she didn’t want to slow them down. When you slow them down, she would put a lot of feeling in there, but sometimes I thought she just had a lot of feeling because she was kind of mad at Owen.“ Die Songs, die sie für Decca aufnahm, waren Patsy Cline nicht nur zu poppig, sondern auch zu langsam. Vielleicht zwang sie das langsamere Tempo, gefühlvoller zu singen. Aber Harold Bradley vermutet, dass die Emotionen in Patsys Stimme damals eher daher rührten, dass sie sauer auf ihren Produzenten war. Doch der Erfolg gab Owen Bradley Recht. Gleich die zweite Single, die er mit Patsy Cline aufnahm, wurde 1962 ihr größter Hit: „Crazy“, geschrieben vom damals noch unbekannten Willie Nelson. Nur ein einziges Mal soll Patsy Cline den Song eingesungen haben. Ein „First Take“ also und die Aufnahme war im Kasten.

Patsy Cline war aber nicht nur eine große Sängerin, sie trat auch als starke und selbstbewusste Frau auf, die ihre Karriere selbst kontrollieren wollte. Dafür dass sie sich in der von Männern dominierten Country-Welt in Nashville zu behaupten wusste, wird Patsy Cline noch heute von Künstlerinnen wie etwa Cat Power sehr geschätzt. Ihre Gagen ließ sie sich vor Konzertbeginn auszahlen. „No dough, no show“ lautete ihr Motto: „Ohne Geld kein Auftritt“. Von sich selbst sprach Patsy Cline als „The Cline“, Menschen in ihrem Umfeld, Männer wie Frauen, nannte sie liebevoll „Hoss“.

Patsy Cline galt als Dickkopf. Nach einem Konzert in Kansas City bestand sie trotz schlechter Wetterbedingungen darauf, mit dem Flugzeug zurück nach Nashville zu reisen. Einer der letzten Menschen, mit dem sie kurz vor Abflug sprach, war ihre Kollegin, die Sängerin Dottie West: „It was really a bad, foggy rain. And the last thing I said to Patsy was: I’m really gonna be worried about you flying in this weather. She said: Don’t worry ‚bout me, Hoss, when it’s my time to go, it’s my time.“ „Mach Dir keine Sorgen um mich“, hatte Patsy Cline zu Dottie West gesagt, „wenn meine Zeit gekommen ist, dann ist das eben so.“ Am 5. März 1963 raste ihr Privatflugzeug bei schlechter Sicht und strömendem Regen in einen Hügel, 140 Kilometer vor Nashville. Alle Insassen kamen ums Leben.

Einen Audiobeitrag zu Patsy Cline von Oliver Stangl gibt es am Montagvormittag im ByteFM Magazin von 10 bis 12 Uhr zu hören – mit freundlicher Unterstützung von NAD.

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