Presseschau 18.06.: Spaß mit dem Rider

Rider sind ein wichtiger Bestandteil des Unterhaltungsbetriebs. Sie sollen sicherstellen, dass Künstler an allen Veranstaltungsorten einer Tour geeignete Auftrittsbedingungen vorfinden, sowohl in punkto Bühnentechnik als auch in Bezug auf Backstageräume und Catering. Für gewöhnlich sind die oft mehrere Seiten langen Rider Bestandteil des Vertrags zwischen Künstler und Veranstalter und somit eher langweilig und trocken. Doch es gibt Ausnahmen. Legendenstatus hat Van Halens Tour Rider von 1982, in dem die Band eine Schüssel M&Ms im Backstagevereich verlangte – jedoch mit der Warnung, alle braunen Schokodrops vorher zu entfernen. Auch Iggy Pops etwas launig klingende Wunschliste erregte Aufsehen. Eine wirklich beeindruckende Sammlung von Ridern – von den Beatles bis Dick Cheney – hat die Redaktion von The Smoking Gun über die Jahre zusammengestellt. Jetzt ist der 52 Seiten(!) umfassende Rider der aktuellen Foo Fighters World Tour dazugekommen. Mit Hilfe von Ausmalseiten, Wortgittern, Insider-Witzen, kleinen Spielen oder Rätseln erklären die Foos ihren Veranstaltern durchaus augenzwinkernd, wie ein vernünftiges Salatbuffet auszusehen hat oder warum Billigcola scheiße ist. Allerdings liege dies nicht etwa daran, dass die Foos verwöhnte Rockstars sind, wie Chef-Fighter Dave Grohl dem Rolling Stone erklärte. Nein, es gehe vor allem darum, dass seine hart arbeitende Roadcrew angemessen gefüttert werde. Nett von ihm, oder?

Dem britischen Label Cherrytree Records widmet der Guardian ein ausführliches Porträt. Dessen Gründer Martin Kierszenbaum, der seinen ersten Hit 2002 mit All The Things She Said der russischen Mädchenpopsensation tAtU hatte und auch fünf Songs für The Fame von Lady Gaga schrieb und produzierte, zeigt sich dort als liebevoller Labelvater, der seinen Job als Rundumdienstleistung versteht, sowohl an den von ihm betreuten Musikern als auch an deren Fans. Den Erfolg von Cherrytree, auf dem unter anderem Künstler wie Robyn, La Roux oder Ellie Goulding veröffentlichen, schreibt der Guardian dieser besonderen Aufmerksamkeit zu, die Kierszenbaum den Fans angedeihen lässt. Über Cherrytrees Website steht er ständig persönlich mit ihnen in Kontakt. Und auch seinen Online-Sender Cherrytree Radio hält Kierszenbaum für ein wichtiges Werkzeug für die Ausübung seiner Mission – die Verbreitung guter Musik.

Der ewige Nörgler Morrissey ist ja öfter mal gut für ein – manchmal vielleicht auch zu – klares Wort. In einem ausführlichen Interview mit dem britischen Telegraph hat er sich nun auf die königliche Familie eingeschossen. „Die Queen ist der ultimative Diktator. Wir leben in einer uns aufgezwungenen Diktatur. Wenn die Engländer morgen entschieden, dass die Queen abdanken soll, würde sie nicht zögern, uns Panzer entgegenzustellen.“

Werner Theurich bricht im Spiegel eine Lanze für die gewöhnliche Konzertgitarre. Laut Theurich haben Akustik-Gitarristen „dem Publikum visuell oft wenig zu bieten“ und „keine Chance gegen die Rampensäue des (klassischen) Konzertbetriebes“. Dieser etwas traurigen Bestandaufnahme setzt Theurich zum einen den 1958 in Köln geborenen Frank Bungarten entgegen:  Ohne künstliche Klangverschönerer erziele der moderne Traditionalist leuchtende Ergebnisse, denen man applaudieren müsse. Außerdem führt Theurich den spanischstämmigen Essener Rafael Cortés ins Feld, der modernen Flamenco mit Einflüssen aus Latin und Chanson vermengt: „Auf der Bühne gibt Cortés den Ibero-Macho mit arroganter Aura, so wie man sich einen spanischen Flamenco-Virtuosen vorstellt.“ Wer sich für den authentischen Flamenco interessiert, dem legt Theurich darüber hinaus den Dokumentarfilm Flamenco Mi Vida / Messer des Windes des Hamburger Avantgarde-Regisseurs Peter Sempel ans Herz, der auch schon für die Einstürzenden Neubauten tätig war.

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