Raleigh Moncrief – „Watered Lawn“

VÖ: 25.11.2011
Web: „http://raleighmoncrief.net/“
Label: Anticon

Wenn man Raleigh Moncrief hört, muss man an alles denken, außer an Simplizität. Weder der Name des Künstlers, noch seine Platte lassen Begriffe wie Einfachheit oder Schlichtheit aufkommen. Und doch scheint der Musiker mit genau jenen Elementen zu spielen. Fangen wir beim schier unaussprechlichen Namen an. Zerlegt man diesen in einzelne Silben und reiht diese wie ein Erstklässler, der gerade Lesen lernt, aneinander, so spricht man einen Namen aus, der eigentlich nicht so schwer ist. Doch trotz dieser simplen Methode klingt der Name Raleigh Moncrief einfach unfassbar kompliziert und extravagant.

Ähnlich verhält es sich mit der Musik des Amerikaners. „Watered Lawn“ ist das Debüt des Elektro-Tüftlers und mutet unendlich vertrackt, verzwickt und genial an. Moncrief reiht einzelne Fragmente aneinander, setzt Bruchstücke seperater Töne zusammen und schafft so Musikwerke, die schlicht nicht von Menschenhand (dazu zählt an dieser Stelle auch das Betätigen der Regler und Knöpfe am Computer) geschaffen sein können. Eine meterhohe Mauer aus Komplexität baut sich bedrohlich auf. Ihre Ausmaße wirken gigantisch, respekteinflößend, wenn nicht gar beängstigend. Doch beim genauen Betrachten kann schnell festgestellt werden, dass diese Mauer aus vielen kleinen simplen Einzelteilen zusammengesetzt ist. Lediglich die Perfektion, quasi der Mörtel zwischen den Mauerteilen, muss man neidlos als übermenschliches Element verbuchen.

„Watered Lawn“ ist ein Album, das getrost als ein gigantisches Zusammenspiel aus Simplizität und perfektionistischer Akribie bezeichnet werden kann. Raleigh Moncrief greift hier zu den einfachsten und gleichzeitig verwirrendsten Mitteln. Dissonanz und vermeintliches Nicht-im-Takt-sein lassen die Aufmerksamkeit steigen und schaffen es kurrioserweise, den Fokus auf das Gesamtwerk zu lenken. Nicht die simplen Einzelteile werden wahrgenommen, sondern ihr glanzvolles Zusammenspiel.

Herausragend bleibt die immer wieder eingesetzte Konzertgitarre, die so gar nicht zur elektronischen Musik passen mag. Die gezupften Saiten wollen immer wieder den Kampf um die Vorherschaft im Song kämpfen und prallen an der Lässigkeit der Elektronika ab. Die lässt den Gitarrenklängen einfach den Raum, den die benötigen. Durch genau diese Lässigkeit, diese bewusst eingesetzte Dissonanz, diese in Perfektion abgestimmten Unstimmigkeiten schafft Raleigh Moncrief ein Album, das als Gesamtwerk genauso genial ist, wie in all seinen einzelnen Fragmenten.

Das ByteFM Album der Woche – mit freundlicher Unterstützung von Panasonic.

Jeden Tag spielen wir im ByteFM Magazin zwischen 15 und 17 Uhr einen Song aus unserem Album der Woche. Ebenso im ByteFM Magazin am Abend, montags bis freitags ab 19 Uhr. Die ausführliche Hörprobe folgt am Freitag ab 13 Uhr in Neuland, der Sendung mit den neuen Platten.

I Just Saw by raleigh moncrief

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