Richie Hawtin stößt Fan Monitorbox in den Bauch

Foto von Richie HawtinRichie Hawtin

Nehmen wir an, es gäbe Zeitmaschinen und ein Mensch aus den 1930er-Jahren würde einen großen Club oder ein Livekonzert besuchen, dann würde ihm neben der Musik, die aufgrund verbesserter Wiedergabetechnik womöglich extrem laut erscheint, vor allem eines auffallen: diese verrückten leuchtenden Dinger, durch die das Publikum schaut, als seien es Ferngläser. „Warum schauen die da durch, anstatt die Show mit eigenen Augen zu sehen?“, könnte die naheliegende Frage der zeitreisenden Person lauten. Die ziemlich unbefriedigende, da unlogische Antwort, müsste in etwa so ausfallen: „Wir leben im 21. Jahrhundert, in einer Zeit, in der das unmittelbare Erleben für viele Menschen weniger wert ist als die Möglichkeit, es für die Zukunft festzuhalten. Mit diesen Geräten können sie den Moment, den sie gerade jetzt, aufgrund der Ablenkung durch ihr Smartphone, nicht ganz vollständig erleben, auch für ihre digitalen Freunde speichern. Zumindest potenziell.“

Die größten Kritiker dieser Praxis sind, was nicht weiter verwundert, vor allem die DJs und Musiker selbst. Nicht immer fällt diese Kritik sachlich aus. Am vorvergangenen Wochenende wurde der Techno-Superstar Richie Hawtin auf der Time-Warp-Party in New York sogar handgreiflich. Er schob einer nur wenige Meter von ihm entfernten Besucherin, die das Geschehen von der DJ-Kanzel aus filmte, beherzt eine Monitorbox in den Bauch, worauf diese stürzte. Hawtin wandte sich daraufhin in seiner unnachahmlichen Selbstverliebtheit wieder seinem DJ-Set zu. Das Ganze wurde absurderweise von einem Fan gefilmt und online gestellt, was dem Zeitreisenden, falls dieser nicht längst schockiert wieder zurückgereist ist, ein weiteres Phänomen unserer Gegenwart vor Augen halten könnte: Shitstorms (Facebook-User über Hawtin: „arrogantes Arschloch“, „DER SPASTI HAT DOCH EINE VERDIENT“ oder „piece of shit!“), der von sozialen Medien geförderte Ausdruck einer von Missgunst, Hass und Selbstprofilierung infizierten Gesellschaft. Hawtin hatte sich kurz darauf in einem Facebook-Post für den Vorfall entschuldigt: „Es war nicht meine Absicht, dass der Lautsprecher umkippt. Ich wollte ihm nur einen Schubs geben, damit sie versteht, dass sie vielleicht genug gefilmt hat. Ich war überrascht, und ich denke sie war es auch, als der Lautsprecher sich dann in ihre Richtung bewegte und die obere Box herunterfiel. Das tut mir sehr leid und ist mir auch peinlich. Das wollte ich gar nicht.“ Spätestens jetzt sollten wir dem Zeitreisenden eine gute Rückreise wünschen.

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