Robert Forster wird 60

Foto von Robert Forster (Foto: Stephen Booth)Robert Forster, der mit seiner Band The Go-Betweens stets Garant für kleine Indie-Pop-Perlen war, wird am 29. Juni 2017 60 Jahre alt. (Foto: Stephen Booth)

Die meisten werden Robert Forster wahrscheinlich noch als Teil von The Go-Betweens kennen – jener australischen Indie-Pop-Band, die vor allem in den 80ern kontinuierlich kleine aber feine Gitarrenpopsongs aus dem Ärmel schüttelte, hierzulande jedoch trotz Evergreens wie „Streets Of Your Town“ immer ein wenig als Geheimtipp gehandelt wurde. Aber auch ohne Band war Forster sehr aktiv und brachte seit 1990 insgesamt sieben Soloalben heraus. Am 29. Juni 2017 wird der Musiker 60 Jahre alt.

1957 im ostaustralischen Brisbane geboren, begann Forster schon als Teenager Musik zu machen und Texte zu schreiben. Für kurze Zeit spielte er in Bands wie The Mosquitoes oder The Godots, bis er 1976 Grant McLennan kennenlernte und mit ihm The Go-Betweens gründete. Beide begeisterten sich für die New Yorker Musikszene und orientierten sich unter anderem an Bob Dylan, Patti Smith, Velvet Underground oder Beat-Literaten wie Jack Kerouac. Von Anfang an teilten sie sich das Songwriting und wechselten sich am Gesang ab. Forster spielte dabei Gitarre oder Keyboard, McLennan Bass. So veröffentlichten sie zu zweit zunächst einige Singles und zogen für kurze Zeit nach London.

Ob die britische Metropole schon damals so teuer war? Jedenfalls wurde das Geld bald knapp, und es ging erst einmal zurück nach Brisbane. Zum Glück, denn dort trafen sie Schlagzeugerin Lindy Morrison und wurden so endlich eine „richtige“ Band. 1982 brachten sie als Trio ihr erstes Album „Send Me A Lullaby“ heraus, dem in den nächsten Jahren sechs weitere folgen sollten. Bassist Robert Vickers und Multiinstrumentalistin Amanda Brown erweiterten schließlich die klanglichen Möglichkeiten.

Neben dem bereits erwähnten „The Streets Of Your Town“ hatten die Go-Betweens immer wieder kleinere Single-Hits, wie etwa „Spring Rain“ oder „The House That Jack Kerouac Built“. Trotzdem blieb ihr Bekanntheitsgrad in Europa weit unter dem von britischen Gitarrenpop-Bands wie etwa den Smiths oder Housemartins. Wie auch immer – die Bewunderung anderer Bands war Ihnen stets sicher. So coverten zum Beispiel The Wedding Present Ihren Song „Cattle & Cane“, der 2001 von der Australasian Performing Right Association zu einem der 30 besten Songs aller Zeiten gewählt wurde.

Obwohl sich The Go-Betweens in ihrer Musik nicht explizit politisch äußerten und auf erhobene Zeigefinger verzichteten, richteten sie sich doch gegen das konservative Klima im damals erstaunlich provinziellen Brisbane – immerhin eine Zwei-Millionen-Stadt. Besonders Forster stellte gern traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit in Frage und spielte mit Geschlechterrollen, Make-up und Outfits – so zum Beispiel im Video zu „Head Full Of Steam“. Auch provozierte er gegen Ende der 80er gerne ihr damaliges US-Label Capitol mit seiner gender-überschreitenden Kleidung. Die Plattenfirma zeigte recht wenig Verständnis für das Konzept der Band.

Trotz des relativ großen Erfolges des Albums „16 Lovers Lane“ lösten Forster und McLennan die Band 1989 ohne Mitsprache der anderen Bandmitglieder auf und gingen eigene Wege. Forster zog zunächst nach Deutschland, wo er sein erstes Soloalbum „Danger In The Past“ aufnahm, kehrte dann für drei Alben jeweils nach Australien zurück, bis er sich 1996 auf „Warm Nights“ von Edwyn Collins produzieren ließ.

Nach ausgiebigen Solo-Aktivitäten von Forster und McLennan und recht häufigem Wechseln der Wohnorte sollten The Go-Betweens jedoch bald zurückkommen. Anlässlich einer rückblickenden Best-of-Veröffentlichung spielten die beiden 1999 eine weltweite Akustik-Tour und beschlossen, ein neues Album aufzunehmen. Dabei ließen sie sich unter anderem von Janet Weiss von Sleater-Kinney und Adele Pickvance unterstützen, und nach nur 14 Tagen in Portland war „The Friends Of Rachel Worth“ fertig. Das Comeback kam allgemein sehr gut an, und wer die Go-Betweens in den 80ern verpasst hatte, bekam nun noch einmal die Möglichkeit, ihren folkigen Pop zu entdecken. Es folgten noch zwei Alben, bis sich die Band 2006 nach dem plötzlichen Tod von Grant McLennan unwiderruflich auflöste.

Robert Forster veröffentlichte seitdem zwei weitere Soloalben, zuletzt „Songs To Play“ im Jahre 2015. Seit dem Ende der Go-Betweens ist er vermehrt als Autor tätig und schreibt eine regelmäßige Kolumne für das australische Magazin The Monthly, für die er kürzlich sogar den „Pascall Award for Critical Writing“ erhielt. 2016 erschien außerdem das Buch „Grant & I“, Forsters persönlicher Rückblick auf The Go-Betweens.

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