Scout Niblett – "It's Up To Emma"

Scout Niblett - It's Up To EmmaVÖ: 24. Mai 2013
Web: scoutniblett.com
Label: Drag City

Wenn eine Künstlerin ihr neues Album mit den Zeilen „I think I‘m gonna buy me a gun, a nice little silver one / And in a crowd someday, you won‘t see it comin‘ anyway“ beginnt, kann man davon ausgehen, dass man es mit einer Platte der ernsteren Sorte zu tun haben wird. Doch mit genau diesen Worten verliert Scout Niblett sich in „Gun“ in von Eifersucht motivierten Mordplänen an einem verflossenen Liebhaber. Ohne Umschweife ist damit das Thema von „It‘s Up To Emma“ klar: Das Album ist eine Auseinandersetzung mit allen Aspekten der gescheiterten Liebe.

Emma „Scout“ Nibletts Vorliebe für minimalistische Arrangements wirkt dabei auf „It‘s Up To Emma“ noch songdienlicher als zuvor: Selten werden die Titel von mehr als einer dreckig angezerrten Gitarre und Drums begleitet; von Zeit zu Zeit mischen sich brüchige Streicher in die Arrangements. Diese Reduktion lässt Nibletts starke Stimme uneingeschränkt im Vordergrund stehen und schafft so Raum für ihren facettenreichen Gesang, der in kürzester Zeit vom leisem Flehen in energisches Schreien übergehen kann. Ihre Texte wirken wie ein Nachruf auf – mal vor längerer Zeit, mal gerade erst – beendete Beziehungen, in den sich alle dazugehörigen Gefühle mischen.

Das Hin- und Hergeworfensein zwischen Emotionen wie Wut und Trotz, Eifersucht, Sehnsucht, Hoffnung und schließlich auch Akzeptanz ist der zentrale Topos des Albums. Selbst ein zerbrechliches Cover des TLC-Klassikers „No Scrubs“, das Niblett im Duett mit Emil Amos eingesungen hat, fügt sich in seinem Wunsch nach Alleinsein und mit seinem lakonischen Gesang nahtlos ins Narrativ der Platte ein. Die Songs sind subjektiv, fast schon egozentrisch: Die Darstellung von Situationen nimmt ausschließlich die Ich-Position ein; aus dieser Perspektive werden Geschehnisse und Gefühle in den Songs geschildert. Das, und vor allem der Inhalt der Songs, macht „It’s Up To Emma“ sehr persönlich. Die Texte lassen spüren, dass es sich häufig um die Verarbeitung tatsächlicher Erlebnisse handelt, die hier Inspiration war.

In vielerlei Hinsicht ist „It’s Up To Emma“ ein nacktes, sehr intimes Album. Dass Emma Niblett ihren bürgerlichen Vornamen in den Titel nimmt, ist ein erstes Anzeichen dafür: Hier gibt es keine Künstlerpersönlichkeit, keine Fassade, um sich dahinter zu verstecken. Das Gleiche gilt für die brüchigen Arrangements und aufrichtigen Texte, die ihre Wirkung von der Mischung aus Identifikationspotential und beobachtender Faszination ziehen. Dass sie in Handschrift im Booklet notiert sind, unterstreicht nur noch mehr, was für einen tiefen Einblick man in die Persönlichkeit Nibletts zu haben scheint. Diese nahezu uneingeschränkte Offenheit und die ehrliche Darbietung verleihen „It’s Up To Emma“ seine Intensität.

Das ByteFM Album der Woche.

In den ByteFM-Magazin-Sendungen spielen wir täglich Musik aus unserem Album der Woche. Die ausführliche Hörprobe folgt am Freitag ab 13 Uhr in Neuland.

Unter allen Freunden von ByteFM verlosen wir einige Exemplare des Albums. Wer gewinnen möchte, schreibt eine E-Mail mit dem Betreff „Scout Niblett“ und seiner/ihrer vollständigen Postanschrift an radio@byte.fm.

Label: Drag City | Kaufen

Scout Niblett auf Tour – präsentiert von ByteFM:

01.06.13 Hamburg – Kampnagel
03.06.13 Berlin – Volksbühne
04.06.13 Duisburg – Steinbruch
05.06.13 Schorndorf – Manufaktur
09.06.13 Köln – King Ludwig @ Museum Ludwig
11.06.13 München – Strøm
12.06.13 Wien (A) – Chelsea
13.06.13 Graz (A) – Postgarage
14.06.13 Innsbruck (A) – Die Bäckerei
24.06.13 Jena – Café Wagner

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