Sunflower Bean – the weird kids take over

Foto von Sunflower Bean auf dem Dach des Bunkers in der Hamburger Feldstraße

Sunflower Bean auf dem Dach des Hamburger Medienbunkers

Manchmal trifft man auf Menschen, bei denen man sich den Small-Talk-Klassiker „Und? Was machst du so?“ ganz einfach schenken kann. Diese Menschen schaut man an und es ist klar: Die müssen in einer Band spielen! So wie im Fall von Sunflower Bean aus Brooklyn, New York. Nicht nur, dass Gitarrist Nick Kivlen aussieht wie eine Mischung aus dem jungen Bob Dylan und The-Kooks-Sänger Luke Pritchard, Drummer Jacob Faber könnte mit seiner Lockenmähne und dem rustikalen Schnauzbart direkt aus einer 70er-Jahre-Hard-Rock-Band ins Jahr 2016 gebeamt worden sein. Und Bassistin bzw. Sängerin Julia Cumming hätte mit ihrem verwegenen Wave-Glamour auch in Andy Warhols „Factory“ eine gute Figur gemacht.

Dass alle einmal zusammen Musik machen würden, hat sich im Grunde genommen recht früh abgezeichnet. Kennengelernt haben sich die drei nämlich schon im zarten Teenageralter, als sie sich ständig bei denselben Konzerten über den Weg liefen. Mit ihrer Vorliebe für Hardcore, Metal, Proto-Punk und Glam-Rock der 60er- und 70er-Jahre waren sie ganz klar die Außenseiter in der ihrer Schule – in einem US-amerikanischen Highschool-Movie hätten sie wahrscheinlich die Idealbesetzung für die Clique der „weird kids“ abgegeben. Nick und Jacob haben dann bereits mit 15 Jahren angefangen, zusammen in einer Band zu spielen. Doch ihr Wunsch, nicht so „noisey und avantgarde“ zu klingen wie all die anderen Bands aus Brooklyn, veranlasste sie dann, ihre eigene Band zu gründen. Dafür holte man sich kurzerhand Konzertbekanntschaft Julia mit ins Boot. Mit ihr haben Sunflower Bean nicht nur ihren Stil gefunden, sondern auch eine extra Portion Glam abbekommen. Denn die 20-Jährige kann nicht nur singen und Bass spielen, ihr Geld verdient sie unter anderem mit dem Modeln für Marken wie Yves Saint Laurent.

„Hardest working band in business“

Der offizielle Startschuss für Sunflower Bean fiel im Sommer 2013 – und dann ging alles ganz schnell: Innerhalb von zwei Monaten schrieben sie etwa zehn Songs, bereits im darauffolgenden Herbst gaben sie ihre ersten Konzerte. Und dann haben sie praktisch gar nicht mehr damit aufgehört, wie Julia verrät: „Wir haben einfach großen Spaß daran, zusammen auf der Bühne zu stehen und waren dann irgendwann so im Flow, dass es kein Problem für uns war, Shows zu buchen. Und kam es schon mal vor, dass wir quasi aus Versehen auch drei Mal die Woche in irgendwelchen Clubs in Brooklyn gespielt haben.“ Die Statistik bestätigt diese Einschätzung: Allein 2014 spielten Sunflower Bean mehr Shows in New York als jede andere Band. Am Ende waren es um die 50, hinzu kamen weitere 40 im Rest der USA.

Der Ruf der „hardest working band in business“ kommt also nicht von ungefähr. Und weil sie so viel live spielten, haben sie darüber fast vergessen, auch mal ein Album aufzunehmen. Dafür musste sich das Trio eine viermonatige Spielpause auferlegen, wobei es dann wiederum galt, erst mal mit der sterilen Studioatmosphäre zurechtzukommen, wie Nick fast entschuldigend zugibt. Julia sieht das ähnlich, hat aber das Studio dann einfach wie ein neues Instrument behandelt: „Wenn du Songs im Studio aufnimmst, sind die Möglichkeiten ja nahezu unendlich. Da ergeben sich manchmal völlig unerwartete Dinge. Dinge, die wir uns vorher auf der Bühne gar nicht vorstellen konnten. Wir haben jedenfalls viel mit Overdubs, Harmonien und Melodien herumexperimentiert, damit die Platte uns so widerspiegelt wie wir sind.“

2015 erschien dann schließlich mit „Show Me Your Seven Secrets“ ihre erste EP – ein Hybrid aus Dream-Pop, Wave und Psychedelic-Rock. Anfang Februar 2016 legten sie nach und veröffentlichten mit „Human Ceremony“ ihr erstes reguläres Album, auf dem das Trio 60er-Jahre-Garage- mit Psych-Rock, Punk und Dream-Pop kombiniert und sich aus der Musik der vergangenen 60 Jahre das Beste herauspickt. Wenn man so will, ein cleverer Remix der Rockmusik der vergangenen Jahrzehnte.

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