Tuxedo – „III“ (Rezension)

Cover des Albums „III“ von Tuxedo

Tuxedo – „III“ (Funk On Sight)

7,2

Mayer Hawthorne und Jake One gehören zu den wenigen KünstlerInnen, denen man es kaum übel nimmt, dass sie immer das Gleiche machen. Während gerade alle ihr 80er-Revival feiern, nehmen sich Mayer und Jake die 90er zur Brust. Dabei spürt man in jedem verspielten Schlenker dieses Albums: Das Duo weiß genau, was es tut. Ihr Mix aus G-Funk, R&B und Nu-Disco kreiert zwar nichts Neues, dafür durchgehend Flashbacks.

Das Album ist gespickt mit allen Einflüssen, die den Funk ausmachen. Der Opener „The Tuxedo Way“ und die Feelgood-Hymne „On A Good One“ bringen den Bubblegum-Funk von Jamiroquais „A Funk Odyssee“ zurück. Ein kurzer Talkbox-Part in „OMW“ zollt Zapp & Roger gebührend Tribut, während in „You & Me“ ein dreckiger Slap-Bass an Cameo erinnert. „Toast 2 Us“ klingt verdächtig wie der frühe Neptunes-Sound von Pharrell und Chad Hugo. „Vibrations“ geschmeidet sich in den R&B der Generation TLC und Janet Jackson. „If U Want It“ und „Dreaming In The Daytime“ sind Westcoast-Rap-Blaupausen aus den 90ern im Stile von DJ Quik und Ant Banks.

Liebe für einen Sound, den niemand mehr macht

Man könnte meinen, Hawthorne und Jake One müssten erfolgreicher sein in einer Zeit, in der Retro trendet, in der man wieder Choker und Tennis-Socken trägt. Aber „Tuxedo III“ ist halt nicht der neue „König der Löwen“. Es spielt nicht mit der vermarktbaren Illusion einer Zeit, die wir vermeintlich nochmal erleben können. Tuxedo-Alben sind ehrliche Liebe für einen Sound, den niemand mehr macht. Jake One war vor über zehn Jahren mal Teil der Beat-Fabrik von 50 Cents Band und Label G-Unit. Seine Boogie-Drums klingen so authentisch „Gangsta“, dass die Zielgruppe zwangsläufig in einer Nische aufgesucht werden muss. Jake One und Mayer Hawthorne machen keine Scheibe in Platin, dafür einen Traum in Moog.

Das Album ist „special interest“, keine Frage. Das belegt auch die Gästeliste deren größte Überraschung wohl L.A.-Produzent Battlecat ist. Hierzulande kaum bekannt, gehört dieser Name wie kaum ein anderer auf ein Album, das den Westküsten-Sound der 90er umarmt. Tupac, Ice Cube, Xzibit – sie alle griffen nach den hydraulisch-stampfenden Grooves des G-Funk-Pioniers, der kürzlich Snoop Doggs neueste Single produzierte. Auch der Auftritt des britischen Rappers MF DOOM verleiht dem Album einen seltenen Moment des Unerwarteten. Eher erwartbar ist der Name Dâm-Funk. Auf „Extra Texture“ liefert der Funktronica-Kauz standesgemäß die krümmste Synthie-Melodie des Albums – und einen Gesangspart, der leicht anekelt. Die Texte sind generell fernab jeder Finesse. Hier geht nichts über typische Säuseleien von abendlichen Flirts und körperlicher Sehnsucht hinaus.

Die beiden Funk-Lover entwerfen keine neue Idee ihres Genres, sie machen nicht mal was anders als auf ihren vorigen Alben. „Tuxedo III“ reproduziert anstatt zu erschaffen. Auf hohem Niveau zwar, jedoch ohne Ambition etwas Bleibendes zu hinterlassen. Hawthorne und Jake One können sicher nochmal drei solcher Alben machen und jedes Mal hätten wir Spaß damit. Für einen Sommer und diesen kleinen Moment der Nostalgie.

Veröffentlichung: 19. Juli 2019
Label: Funk On Sight

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Diskussionen

1 Kommentar
  1. posted by
    Robert Hahne
    Jul 26, 2019 Reply

    Klasse Disco, fast so gut wie Chromeo!

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