Vor 30 Jahren: Joe Strummer verschwindet spurlos

(helgeov | Flickr | cc-by-sa 2.0)

Um die Verkaufszahlen eines Albums anzukurbeln, gibt es diverse Möglichkeiten: Man kann Plakate aufhängen, in Fernseh-Shows auftreten, diversen Medien Interviews geben oder einfach den Sänger für mehrere Wochen verschwinden lassen.

The Clash befanden sich Anfang der 1980er-Jahre nach der Veröffentlichung ihres Albums „London Calling“ auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs. Der experimentellere Nachfolger „Sandinista!“ stieß bei Kritikern und Fans jedoch auf weniger Begeisterung. Im Mai 1982 sollte nun das neue Album „Combat Rock“ veröffentlicht werden und The Clash-Manager Bernie Rhodes wollte sicher gehen, dass die Band damit in die Erfolgsspur zurückkehrt. Um The Clash dafür die nötige Publicity zu verschaffen, hatte er mehrere PR-Gags geplant, u.a. sollte Frontmann Joe Strummer mehrere Wochen „spurlos verschwinden“. So wollte er die Gerüchteküche anheizen und die Band in die Schlagzeilen bringen. Dass sich der (mögliche) Tod eines Sängers außerordentlich positiv auf die Verkaufszahlen von Tonträgern auswirkt, war schon damals bekannt.

Joe Strummer war von dieser Idee allerdings wenig begeistert und beschloss, tatsächlich zu verschwinden. Am 20. April machte er sich mit seiner damaligen Freundin Gaby Salter auf den Weg nach Paris. Und während weder Bandkollegen noch Management über Joe Strummers Aufenthaltsort Bescheid wussten und die Zeitungen tatsächlich voll mit Berichten über Strummers Verschwinden waren, vertrieb sich der Verschwundene die Zeit mit Sightseeing-Touren, mit Museumsbesuchen und lief nebenbei noch den Pariser Marathon.
Ein Jahr zuvor war Stummer bereits den Londoner Marathon gelaufen, und für den Lauf in Paris hatte er ein ganz besonderes Vorbereitungsprogramm, das er jedem Marathonläufer ans Herz legte: „Drink 10 pints of beer the night before the race. […] And don’t run a single step at least four weeks before the race.“ Mit welcher Zeit der trinkfeste und trainingsmethodisch auf der Höhe der Zeit angekommene Musiker einlief, ist leider nicht bekannt.

Mit seinem als Protest geplanten Paris-Aufenthalt hatte Strummer jedoch genau das erreicht, was sich Manager Bernie Rhodes erhofft hatte. The Clash waren in den Schlagzeilen und das am 14. Mai in Strummers Abwesenheit veröffentlichte „Combat Rock“ mit Songs wie „Should I Stay Or Should I Go?“ oder „Rock The Casbah“ schaffte es auf Platz 2 der britischen Charts. Problematisch wurde das Ganze erst, als die geplante Tour von The Clash näher rückte: Der Kartenverkauf für eine sängerlose Band lief verständlicherweise recht schleppend.

Am 17. Mai, wenige Tage vor der Absage der kompletten Tour, erkannte ein Journalist Joe Strummer in einer Pariser Bar und informierte dessen Management in London, das sofort Kosmo Vinyl, einen engen Vertrauten von Strummer, in die franzöische Hauptstadt schickte. Vinyl überredete Strummer, mit ihm zurück nach London zu kommen und am 20. Mai spielten die vollzähligen The Clash das Auftaktkonzert ihrer Tour.

alexricand

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