Wampire – "Curiosity"

Wampire - CuriosityVÖ: 17. Mai 2013
Web: wampiremusic.com
Label: Polyvinyl

In Klamotten, die wohl auch der größte Flohmarktjünger bestenfalls als Kuriosität durchgehen lassen würde, mit gelben Augen und blaugeschminkten Lippen präsentieren sich Rocky Tinder und Eric Phipps auf dem Cover des Debutalbums ihres Projekts Wampire. Umgeben von einem bunten Strudel aus Farben und Sternen lässt das Bild zusammen mit dem kuriosen Make-Up den Eindruck aufkommen, man könnte es mit dem Plakat für eine neue Crossover-Fernsehserie zu tun haben: Magnum meets Star Trek.

Wem diese Kombination gar zu absurd vorkommt, sollte Wampires Musik kennenlernen, denn auch dort vereinen Wampire so einiges an Gegensätzen. Aus der Musikszene von Portland, aus der Bands wie STRFKR und Unknown Mortal Orchestra hervorgegangen sind, stammend, wurde das Duo vom Label Polyvinyl gesigned, um das Album „Curiosity“ aufzunehmen. Produiziert wurde die Platte dabei von niemand geringerem als Jacob Portrait vom Unknown Mortal Orchestra. Mit diversen Song- und Soundfragmenten im Gepäck zogen Wampire ins Studio, wo sie diese assoziativ und häufig improvisiert zusammen mit Portrait zu Songs zusammensetzten. Diese freie Arbeitsweise spürt man auch beim Hören, denn entstanden ist dabei ein Album, das verschiedenste stilistische Einflüsse der letzten 50 Jahre Musikgeschichte in sich vereint.

Die im März veröffentlichte erste Single „The Hearse“, die das Album eröffnet, vereint Analogsynths, Farfisa-Orgel und Gitarren zu einer schimmernden Rocknummer, die sich in der Mitte mit einem sphärischen Break selbst unterbricht, um schließlich wieder in einen treibenden Rhythmus auszubrechen. Dass die B-Seite der Single ein Cover von Kraftwerks „Das Modell“ (in vorzeigbarem Deutsch!) ist, liefert einen Vorgeschmack auf die unterschiedlichsten musikalischen Einflüsse, die Wampire in ihren Songs verarbeiten. Der folgende Titel „Orchards“ präsentiert sich mit sanften Gitarrenarpeggien, gepfiffenen Melodien und sehnsuchtsvollem „Laa-Laa“-Refrain wie der Soundtrack zu einem Retro-Western. „Giants“ lässt Surfrock-Stimmung aufkommen, den Tracks „Trains“ beschreibt die Band selbst als „Motown meets Strokes“. Andernorts scheint Jean Michel Jarre auf Franz Ferdinand zu treffen. Immer wieder sind es Synthesizer mit 70er-Jahre-Einschlag und jaulende Orgeln, von denen die Songs zusammengehalten werden.

Auf den ersten Blick mag das Album zunächst wie eine schlichte Collage aus Retro-Pop erscheinen. Dahinter steht jedoch mehr, denn trotz aller Genrezitate schaffen Wampire es, ihre zahlreichen Inspirationen geschickt miteinander zu einem eigenen Stil zu verbinden. Das macht „Curiosity“ zu einem Schmelztiegel aus Einflüssen, denen das Duo seinen eigenen Stempel aufdrückt und der von genau diesem Verhältnis zwischen Zitat und eigener musikalischer Aussage lebt.

Das ByteFM Album der Woche.

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