Why? – „Moh Lhean“ (Rezension)


Why? – „Moh Lhean“ (Joyful Noise Recordings)

Veröffentlichung: 10. März 2017
Web: whywithaquestionmark.com
Label: Joyful Noise Recordings

7,5

Fünf Jahre nach dem letzten Why?-Album „Mumps, etc.“ erschien jüngst das sechste Studioalbum „Moh Lhean“ der Band um den Indie-Rapper und Songschreiber Yoni Wolf. Der Kalifornier war in der Zwischenzeit durchaus nicht untätig. 2015 erschien beispielsweise seine Kollaboration mit Serengeti, seines Zeichens Teil der von Wolf ins Leben gerufenen Anticon-Labelfamilie. Nachdem Wolf sich auf dem Vorgängeralbum vor allem an seiner Morbus-Crohn-Erkrankung abarbeitete, geht es auf „Moh Lhean“ um seine Suche nach der inneren Ruhe. Ein wenig Versöhnung mit sich selbst, ein wenig Klarkommen mit den eigenen Unzulänglichkeiten und die intensive Auseinandersetzung mit Philosophien und Denkprozessen – textlich ist Yoni Wolf wie immer komplex und klar zugleich. Dass er aus dem Rap kommt, macht sich immer noch bemerkbar, obwohl die Vocals auf der knapp 35-minütigen LP zum Großteil gesungen sind.
Wie kaum eine andere Band entwickeln Why? ihren Sound konsequent und derart kausal weiter, dass man jedem Album seinen Platz in der Diskographie zuordnen könnte, ohne das Erscheinungsjahr zu kennen. Das ist beeindruckend, hat aber auch etwas Beängstigendes. Geneigte Why?-Fans konnten sich selten an liebgewordene Klänge und Arrangements gewöhnen. Bei „Moh Lhean“ ist der Entwicklungsschritt erstaunlich klein für die Zeit, die zwischen den Alben liegt. So funktioniert das neue Album weniger wie eine Sammlung von Songs, sondern mehr wie eine spezifische Stimmung, die sich jedoch auch erst einstellt nachdem man „Moh Lhean“ mehrmals am Stück gehört hat. Aber dann ist man wieder mitten in Yoni Wolfs Nimbus, kann jeden seiner Melodiebögen mitsingen und fühlt sich wieder zuhause. So man denn Fan von Why? ist. Ist man das nicht oder ist einem die Band gar unbekannt, sollte man einen Bogen um „Moh Lhean“ machen und sich lieber an den Vorgängern „Elephant Eyelash“, „Alopecia“ und „Eskimo Snow“ versuchen.

Das könnte Dich auch interessieren:

  • Cover des Albums Somersault von Beach Fossils
    Die Songs von Beach Fossils klingen wie das Ende eines langen Tages am Meer: sanfte Erschöpfung, Sand im Haar, der Kopf angenehm weich. Auch auf „Somersault“ fängt die Band aus New York diese Stimmung wieder wunderbar ein....
  • Jessica Pratt – „Quiet Signs“ (Rezension)
    Mit ihrem dritten Album „Quiet Signs“ verlässt die US-Amerikanerin Jessica Pratt ihre autonome Abgeschiedenheit und gießt zarte Melancholie in leichtfüßige, groovende Songs....
  • Ja, Panik – „Don’t Play With The Rich Kids“ (Rezension)
    Mit ihrem siebten Album „Don‘t Play With The Rich Kids“ feiern Ja, Panik ihre Rückkehr als Rock-Band – und präsentieren sich dabei auch als Pop-Denkfabrik im Geiste von Bands wie Blur, wie unser Autor Jan Boller befindet....


Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.