Zum 5. Todestag von Lou Reed: Fünf hörenswerte Gastauftritte

Fünf hörenswerte Gastauftritte von Lou Reed

Lou Reed (Foto: Arista Records/ Mick Rock (ebayfrontback) CC BY-SA 3.0, from Wikimedia Commons)

Lou Reed war einer der großen Provokateure des Pop. Mit seiner Band The Velvet Underground verwandelte er S&M-Fantasien in repetitive Pop-Meisterwerke. Mit den Thrash-Metal-Machos Metallica zersägte er das Drama „Lulu“ des wegen Majestätsbeleidigung verurteilten deutschen Schriftstellers Frank Wedekind. Sein zweites Soloalbum „Transformer“ besang unter anderem die Transition bekannter New Yorker Drag Queens und gilt als zeitloser Klassiker des vergangenen Jahrhunderts. Mit der kompromisslosen Feedback-Collage „Metal Machine Music“ veröffentlichte er eines der großen polarisierenden Alben des 20. Jahrhunderts.

Der 1942 in Brooklyn geborene Musiker wusste, wie man Menschen auf die Palme bringt. Auch wenn die Ergebnisse nicht immer leicht zu ertragen waren, konnte er stets eine Reaktion aus seinem Publikum hervorbringen. Und man konnte immer ahnen, dass er zu Hause mit einem Lachen im Gesicht ins Bett ging.

Am 27. Oktober 2013 starb Lou Reed in seiner Heimatstadt New York an Leberversagen. Der Einfluss seiner 20 Soloalben und der vier mit ihm entstandenen The-Velvet-Underground-Platten ist immens. Wir haben seinen fünften Todestag aber zum Anlass genommen, fünf hörenswerte Gastauftritte von Lou Reed zu versammeln.

Antony & The Johnsons – „Fistful Of Love“

„Fistful Of Love“ wäre auch ohne Lou Reeds Beitrag ein bewegender Song. Ein genauso kraftvoller wie verzweifelter Neo-Gospel, der zur Mitte von Antony And The Johnsons‘ zweitem Album „I Am A Bird Now“ für emotionale Katharsis sorgt. Reed fand hier das eine Element, dass diesen Song noch mächtiger machen könnte: eine kreischende E-Gitarre. Sein sich überschlagendes Feedback weint im Duett mit Antony Hegartys Gesang, vereint in bittersüßer Harmonie.

Tom Tom Club – „Femme Fatale“

1988 wagten Tom Tom Club, die Talking-Heads-Geschwisterband von Bassistin Tina Weymouth und Schlagzeuger Chris Frantz, sich an ein The-Velvet-Underground-Cover. „Femme Fatale“, das im Original von Nico gesungene Herzstück des legendären Debüts „The Velvet Underground & Nico“, wurde sehr oft gecovert, von Big Star über R.E.M. bis Aloe Blacc. Was die Tom-Tom-Club-Version anderen Varianten voraushat: Dieses Cover ist von Reed persönlich gesegnet, der hier Background-Gesang und E-Gitarre beisteuerte. Mit hallenden Drums und sphärischen Synthesizern übersetzen Tom Tom Club den Song in die 80er-Jahre. Weymouths tiefe Stimme klingt schwebend und das Einzige, das sie am Boden hält, ist eine E-Gitarre, die so wunderbar an den Wänden des Klangraumes kratzt, wie nur Reed es kann.

The Killers – „Tranquilize“

Es gab mal eine Zeit, da waren The Killers eine aufregende Band. Auch wenn diese Zeiten vorbei zu sein scheinen, lassen sich in ihrer Diskografie immer noch ein paar Perlen finden, wie zum Beispiel das Lou-Reed-Duett „Tranquilize“, erschienen auf der B-Seiten- und Raritäten-Sammlung „Sawdust“. Im countryesken Midtempo umarmen sich der jugendliche Gesang von Brandon Flowers und der vom Leben gezeichnete Bariton von Reed. Zum Refrain driftet der Song in Richtung Stadion-Rock ab – wäre Flowers Stimme alleine, wäre der Kitsch vermutlich schwer zu ertragen, doch in Kombination mit Reeds Beitrag gewinnt „Tranquilize“ eine ungewöhnliche, ins Mark gehende Tiefe.

Gorillaz – „Some Kind Of Nature“

2010, drei Jahre vor seinem Tod, schenkte Damon Albarns Pop-Projekt Gorillaz mit „Some Kind Of Nature“ ein spätes Karriere-Highlight. Das blubbernde Instrumental bietet einen wunderbaren Gegenpol zu Reeds schlitzohrigem Gesang, in dem er sich noch einmal von seiner seltsamsten Seite zeigt. Reed spielt sein ganzes Weirdo-Charisma aus, Silben werden gedehnt, ausgespuckt und gestottert. Eine Freak-Show von einem Song, die aber nie ins Alberne verfällt, sondern in ihrer Verspieltheit eine gewisse Grazie zeigt. Es gilt, was für viele Lou-Reed-Projekte gilt: Sollte eigentlich nicht funktionieren, tut es aber ganz vorzüglich.

Laurie Anderson & Lou Reed – „Gentle Breeze“

„Für 21 Jahre haben wir unsere Köpfe und Herzen miteinander verknotet“, schrieb Laurie Anderson in ihrem bewegenden Nachruf auf ihren Ehemann Lou Reed. Der Art-Rock-Musiker und die Avantgarde-Künstlerin haben nicht nur miteinander gelebt, sondern auch oft zusammengearbeitet. Eines der schönsten Ergebnisse dieser Kopf-Verknotung ist „Gentle Breeze“, ihr Beitrag zur Charity-Compilation „Mary Had A Little Amp“. Die beiden ProvokateurInnen zeigen sich hier von ihrer sanften Seite. Ein anschmiegsames Folk-Duett, voll mit subtilen Streichern und Akustikgitarren, das so nur zwei Menschen singen können, die derart miteinander verbunden sind.

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Diskussionen

1 Kommentar
  1. posted by
    A. Baller
    Okt 27, 2018 Reply

    Großartig und Danke!!!

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