Saxophonist Rolf Pifnitzka
Rolf Pifnitzka ist tot. Der Hamburger Saxophonist war einer der unterschätzten musikalischen Freigeister Deutschlands, der in zahlreichen Bands den Avantgarde-Jazz der Hansestadt definierte.
Was für viele klassisch ausgebildete junge MusikerInnen Punk-Rock und die E-Gitarre war, war für Pifnitzka der Free-Jazz und das Saxophon: Eigentlich war er auf dem Weg, professioneller Querflötenspieler zu werden, doch die aggressiven Platten von Ornette Coleman und Albert Ayler öffneten dem jungen Pifnitzka komplett neue Klangwelten.
Ende der 1980er-Jahre gründete er gemeinsam mit dem Perkussionisten Rolf Ernst und dem Kontrabassisten Stephan Kersting die Gruppe Tisch 5. Das Trio veröffentlichte 1991 ihr Debüt „Bulletin“ auf dem Hamburger Label Buback, es folgten zahlreiche Alben im Eigenvertrieb. Doch Tisch 5 war nur eines von zahlreichen Pifnitzka-Projekten: Er war regelmäßiger Kollaborateur der Sun-Ra-Tribute-Big-Band Rocket No. 9 und spielte außerdem in den Bands Deep Space X, Jojo Defek Quartett und Piho Hupo.
Was alle diese Gruppen gemeinsam hatten: Sie gaben Pifnitzka die Möglichkeit, den Jazz auf die Spitze und darüber hinaus zu treiben – oftmals mit zwei Saxophonen gleichzeitig bewaffnet. Ob im Rahmen der Hamburger Reihe „Fat Jazz“ oder auf wöchentlichen experimentellen Jam-Sessions im Hamburger Club Golem oder im Gängeviertel machte er genau das bis zu seinem Tod. Wie er selbst seine Leidenschaft in einer Bandbiographie beschrieb: „Meine unbeirrbare urbane Lust auf Radikales, Lautes, Leises, immer und immer wieder und immer noch von Herzen.“
Diskussionen
2 CommentsLust am Radikalen – Zum Tod des Avantgarde-Jazz-Saxophonisten Rolf Pifnitzka – Kroll Avantgarde
Jan 30, 2018[…] Source link […]
zts
Mrz 15, 2018Immer inspiriert, immer auf der Suche, immer neue Lösungen. Es ist so tragisch.