Christian Löffler – „Mare“ (Rezension)

Von Dirk Domin, 1. November 2016

Cover des Albums Mare von Christian LöfflerChristian Löffler – „Mare“ (Ki Records)

Veröffentlichung: 7. Oktober 2016
Web: christian-loeffler.net
Label: Ki Records

Zu Beginn einmal eine Feststellung: Es könnte ruhig alle zwei Monate ein neues Album von Christian Löffler herauskommen. Dann würde dieser seine Strandhütte aber wohl gar nicht mehr verlassen und das wäre schade.

Und so hat es eben ein paar Jahre gedauert, bis nach dem mutigen und eigenständigen Debütalbum „A Forest“ aus dem Jahr 2012 ein neues erschienen ist. Das neue Album ist wieder beim Label Ki Records veröffentlicht worden, das Löffler auch selbst betreibt. „Mare“ umfasst 17 Tracks, wobei einige davon nur Schnipsel sind – auf keinen Fall zu unterschätzende Schnipsel allerdings. Schon beim zweiten Track namens „Haul“ kommt die Frage auf, die bei Christian Löffler oft und schnell im Raum steht: Wie und wo entsteht die Idee zu einem derart dichten, emotionalen, ergreifenden Stück Musik? Und wie schafft er es immer wieder, Techno, Pop, Melancholie und Überschwänglichkeit unter einen Hut zu kriegen?

Zumindest die Frage nach dem „Wo“ wird mit „Mare“ beantwortet, denn das komplette Album entstand auf der Halbinsel Darß, in einer kleinen, spartanisch eingerichteten Hütte direkt an der Ostsee. Das klingt fast ein bisschen wie aus einem Märchenbuch, etwas kitschig, fast zu schön, um wahr zu sein. Der einsame, melancholische Mann und das Meer.

Viele Sounds auf dem Album sind sogenannte Field Recordings, in der Natur aufgeschnappte Töne. Der Beginn von „Athlete“ etwa klingt entweder nach Windspiel oder nach rasselnden Ankerketten im Hafen. Bei „Mosaics“ – einem der besten und dichtesten Stücke des ganzen Albums, obwohl mit 3:21 Minuten eindeutig zu kurz geraten – sind die Schaumkronen der Ostseewellen quasi zu hören.

Das ganze Album ist eine einzige Verdichtung. Und das ist wohl auch das Neue an „Mare“: Die Musik kriecht noch mehr in den Kopf hinein und bleibt auch dort. Christian Löfflers frühe Platten sind vielfach samplebasiert, jetzt baut er seine Songs auf Field Recordings auf. Um eine Sorge in Luft aufzulösen: Das Dichte in seiner Musik ist nicht anstrengend, es bringt einen zum Lächeln. „Der perfekte Mix aus Melancholie und Glück“, wie jemand auf seinem Instagram-Account kommentierte. Denn ganz nebenbei ist Christian Löffler auch noch ein sehr guter Fotograf, die Cover-Fotos von „Mare“ hat allesamt er selbst gemacht. Erstmals singt Löffler auch in drei Stücken und seine Stimme passt erstaunlich gut zu den Tracks. Auch die Stimme von Mohna, die erneut ihre Vocals zu einigen Tracks beigesteuert hat, passt zum neuen, verdichteten Löffler-Sound. Mit ihr wird er zukünftig auch verstärkt live auftreten.

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