Scott Mannion – „Loving Echoes“ (Rezension)

Von Matea Buzuk, 29. Mai 2019

Cover des Albums „Loving Echoes“ von Scott Mannion

Scott Mannion – „Loving Echoes“ (Lil‘ Chief Records)

6,9

Ein introvertierter Geselle scheint der neuseeländische Musiker Scott Mannion zu sein. Umgeben von seiner riesigen Instrumentensammlung lebt er zurückgezogen in einem Haus in einem spanischen Dorf. Die unzähligen analogen Synthesizer, Orgeln, Celesten und diverse Saiteninstrumente, die er besitzt, kamen bereits auf den Veröffentlichungen seiner Band The Tokey Tones zur Geltung. Und sie sind auch auf seinem ersten Soloalbum „Loving Echoes“ zu hören.

Sechzehn Jahre sind seit der Veröffentlichung der letzten Tokey-Tones-Platte vergangen – eine lange Zeit, in der viel passieren kann. In drei verschiedenen Ländern hat Scott Mannion in dieser Zeit gelebt, hat Herzschmerz erlitten und sich neu verliebt. All das und mehr hat er auf „Loving Echoes“ verarbeitet. Anstatt konsequent eine Stimmung zu verfolgen, spiegelt das Album also einen ganzen Lebensabschnitt mit all seinen Höhen und Tiefen wider. Erzählt wird die Geschichte von jemandem, der aus einer langjährigen Beziehung kommt, trauert und sich danach in eine Person verliebt, die eine, gelinde gesagt, komplizierte Vorgeschichte mitbringt: „We should never forget how this started / Broken promises and jilted lovers / He said he’s gonna find a gun and kill me in the end / Well baby, I don’t mind, my time is yours to spend“.

Diese Zeile aus dem Song „We Should Never Forget How This Started“ ist ein gutes Beispiel dafür wie Scott Mannion auf „Loving Echoes“ textet: Erfrischend unkryptisch und doch poetisch. Romantische Liebesschwüre werden stets harten Bildern voller Abgründe und Hoffnungslosigkeit gegenübergestellt: „One breath of you is better than none / I’d just hold you for a second / Or else never breathe again / And choke / Guess I’ll choke then” heißt es in „Smoke“ etwa. Oder in dem Song „You’re The Substance I Can’t Live Without“: „I think it’s symbolic all this blood and vomit we’re tied up in / Oh, still we speak those loving echoes and fantasize”.

Ambitionierte Lyrics und sorgfältige Arrangements

Begleitet werden die ambitionierten Lyrics von ebenso sorgfältigen Arrangements mit einer beträchtlichen Anzahl aus Mannions Instrumentenfundus, die der neuseeländische Künstler zu einem großen Teil selbst eingespielt hat. Außerdem dabei sind andere Größen des aktuellen neuseeländischen Pops: Jonathan Bree am Bass oder Princess Chelsea als Background-Sängerin. Es spielen zudem einige spanische StreicherInnen, eine französische Hornistin und die katalanische Musikerin Clara Viñals, die auf der Single „Your Kinda Love“ mit Mannion duettiert.

Trotz des aufwändigen Arrangements klingen die Songs auf „Loving Echoes“, mit Ausnahme von einzelnen Instrumental-Parts, leider sehr stark nach generischem Indie-Pop. Was zu Zeiten der letzten Veröffentlichungen von The Tokey Tones vielleicht ein origineller, veträumter Sound war, wurde in den letzten Jahren von so vielen Bands reproduziert, dass nach Hören von „Loving Echoes“ nicht viel hängen bleibt. Dennoch: Hochachtung vor der liebevollen Arbeit und den tollen Texte, die vielleicht in einem Gedichtband aber noch besser funktionieren würden als auf Platte.

Veröffentlichung: 31. Mai 2019
Label: Lil‘ Chief Records

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