Politik & Dancefloor: „Blenda“ von Charlotte Adigéry & Bolis Pupul

Charlotte Adigéry und Bolis Pupul fehlt die politische Komponente beim Feiern (Foto: Camille Vivier)

In unserem Track des Tages „Blenda“ bringen Charlotte Adigéry und Bolis Pupul politische Themen auf die Tanzfläche. Denn zu sehr dominieren bei Partys Stücke ohne Message, die vom Feiern ablenken könnten. Musik also, die nichts am Status quo ändern möchte. Zumindest nicht darüber hinaus, nach der Arbeitswoche für ein paar Stunden das Hamsterrad zu vergessen. Wohin eine solche apolitische Haltung führt, konnte man Mitte der 90er im Techno beobachten. Damals hieß es oft, je nach Sichtweise, sei Frankfurt oder Köln die Wiege des Techno. Von Afroamerikaner*innen aus Detroit sprachen in der Presse zu dieser Zeit nur wenige. Das Ignorieren von Migrations- und Kolonialgeschichte gehört zu den Diskursen, die Adigéry und Bolis Pupul in leichtfüßigem Elektropop thematisieren.

Im März 2022 erscheint das erste Album der beiden belgischen Künstlerinnen als Duo. Auf „Topical Dancer“ wird es unter anderem um Online-Eitelkeiten gehen, um Postkolonialismus, Political Correctness und Frauenfeindlichkeit. Unser heutiger Track des Tages handelt von dämlichen rassistischen Sprüchen. Von Ausgrenzung aufgrund der Hautfarbe und davon, dass Menschen ein Problem damit haben, wenn andere nicht so sprechen, wie sie anhand des Aussehens gemutmaßt hatten. Konfrontiert mit der rassistischen Aufforderung, dahin zurück zu gehen, wohin sie gehöre, muss Charlotte Adigéry erst einmal Siri fragen, wo das denn sein soll. Ohne etwas Wütendes entgegnen zu müssen, gibt das Duo ausgrenzende Anmachen ihrer Lächerlichkeit preis. Und zwar auf einem selbstbewusst bouncenden Dancefloor-Track, der so fidel wie politisch ist.

Das Album „Topical Dancer“ von Charlotte Adigéry & Bolis Pupul erscheint am 4. März 2022 auf dem Label Deewee. Der vorab daraus als Single ausgekoppelte Song „Blenda“ ist heute unser Track des Tages. Hört und seht ihn Euch hier an: