Groove Crates Absolute FUNKstille XII mit Julian Weber

In den 1990er-Jahren waren DJ-Mixe hierzulande ein rares Gut. Manchmal brachten Freund:Innen Tapes aus New York. London und Paris mit. Aufnahmen von Tony Humphries auf Kiss FM, aus dem Londoner Piratenradio, oder von Radio Nova in Paris. Zu hören waren Tracks im schnellen Wechsel, oftmals ultra hochgepitcht, nur kurz angebraten, man brauchte kein Dextroenergen, um von ihren schieren Power mitgerissen zu werden.

In München hatte man das Glück FM4/ORF zu erfangen, wo der Wiener DJ BTO Spider (übrigens bis heute) Dienstags von 22.00 bis 0.00 Uhr "High Spirits" sendet. Oftmals auch als Mix. An einem dieser Abende spielte er Roy Davis aus Chicago. Er sagte den Track auch ordnungsgemäß an, allerdings im Wiener Schmäh. Es dauerte gefühlte Äonen, bis die austriakischen Hieroglyphen im Plattenladen entziffert und lokalisiert waren, es gab weder Netz, noch Shazam. Archäologisches Knowhow war gefragt, gute Beziehungen zum Plattendealer. An diese antike Zeit, nennen wir sie Diggozän, erinnert mein Mix "Absolute FUNKstille XII" und katapultiert einige Deephouseklassiker aus den 90er-Jahren in die Gegenwart, wo sie auf meine Lieblingstracks von 2020 und einige jüngere Perlen treffen und sich zum Shuffle ergänzen.

2020 war ein hartes Jahr, man konnte nicht einfach Tanzen gehen. Wenigstens konnte man den Dancefloor hören und diggen. Dancefloor landete auf dem harten Boden der Corona-Realität.