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Kalamaluh "What's Broken" – Farewell David Crosby

ByteFM: Kalamaluh vom 25.01.2023

Ausgabe vom 25.01.2023: "What's Broken" – Farewell David Crosby

Walross-Schnauzbart, bunte Wollmützen, wallend graues Haar, eine Stimme wie Samt und Seide und eine große Schnauze gleich dazu: David Crosby war eine der markantesten Figuren der Folk-Rock-Szenerie, seit die Hippies in den 60ern begannen, den Laurel Canyon in L.A. und Haight-Ashbury in San Francisco komplett umzukrempeln. Mit 81 Jahren ist Crosby gestorben – nach vielen gesundheitlichen Problemen, aber auch einem musikalisch erstaunlich jugendlich klingenden vierten Frühling mit immerhin fünf Studioalben und einem Livealbum seit 2014.

Die Geschichte wird ihn aber vor allem als Gründungsmitglied der Byrds an der Seite von Gene Clark und Roger McGuinn und natürlich als ein Drittel beziehungsweise Viertel von Crosby, Stills, Nash & Young in Erinnerung behalten. Crosby hat den Harmoniegesang in Folk-Gruppen revolutioniert, zwischen Nash und Stills sang er die Mittelstimme – die schwierigste: Er war der Fixpunkt für die anderen. Doch so sehr er ein musikalisch ausgesprochen harmonischer Mensch war, war er menschlich wohl mindestens schwierig, wenn nicht ein Arschloch. Crosby hatte es sich mit seiner unbeirrbaren No-Bullshit-Art mit so ziemlich jedem verscherzt. Er war immer meinungsstark, und seine Meinungen schlugen nicht selten in Beleidigungen um.

Im Dokumentarfilm "David Crosby: Remember My Name" (2019) von Cameron Crowe blickt der alt gewordene Crosby geknickt in die Kamera: "Ich war nicht einfach. Großes Ego. Kein Verstand. Alle, mit denen ich Musik gemacht habe, sprechen nicht mehr mit mir. Ich bin allein." Neil Young? Graham Nash? Roger McGuinn? Sie alle haben ihm den Rücken zugewandt. So traurig Crosby da guckt und spricht, er könnte einem regelrecht leidtun. Wären da nicht eben all die Verfehlungen, die er sich selbst über 60 Jahre hinweg geleistet hatte. Für Crosby zählte immer die Musik, ein Leben ohne konnte er sich niemals vorstellen: "Ohne Musik? Keine Chance. Musik ist das Einzige, was ich anbieten kann."

Zumindest mit einer neuen Generation hat er auf späte Tage noch einen musikalischen Frieden gefunden. Mit seinem Sohn James Raymond hat er seine letzte Studioplatte "For Free" geschrieben. Mit Becca Stevens, Michael League und Michelle Williams hat Crosby zudem drei Musiker*innen aus dem erweiterten Jazz-Spektrum gefunden, die seine Leidenschaft für ausgeklügelte Arrangements und komplexen Harmoniegesang teilen.

Farewell David Crosby. Deine Stimme war immer Balsam.

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Playlist

1.  David Crosby / What’s Broken
Croz / Blue Castle Records
2.  The Byrds / Eight Miles High
Fifth Dimension / Legacy Records
3.  Crosby, Stills & Nash / Long Time Gone
Crosby, Stills & Nash / Atlantic
4.  David Crosby / Rodriguez For A Night
For Free / BMG
5.  David Crosby & Sarah Jarosz / For Free
For Free / BMG
6.  Crosby, Stills, Nash & Young / Almost Cut My Hair
Deja Vu / Atlantic
7.  Neil Young / Alabama
Harvest / Reprise
8.  Phil Collins / Another Day in Paradise
Another Day in Paradise / Atlantic
9.  David Crosby, Michelle Willis, Becca Stevens & Michael League / Other Half Rule
Here If You Listen / BMG
10.  David Crosby / Tamalpais High (at about 3)
If I Could Only Remember My Name… / Atlan-tic
11.  David Crosby / Tracks In The Dust
Oh Yes I Can / A & M
12.  Crosby, Stills & Nash / Shadow Captain
CSN / Atlantic
13.  David Crosby & The Lighthouse Band (Michelle Willis, Becca Stevens, Michael League) / Woodstock
Live At The Capitol Theatre / Three Blind Mice
14.  David Crosby / Find A Heart
Croz / Blue Castle Records