Knuspern Saturn

Ganz ruhig war es auf der Straße. Fast niemand schien unterwegs zu sein. Es lag natürlich vor allem am Souvenir-Virus, der die Stadt seit Monaten in seiner tödlichen Hand hatte. Harmony hielt sich heute aber ausnahmsweise nicht an die Ausgangssperre und betrat zögernd die Fahrbahn. Sie brauchte Platz, Luft zum Atmen, und da war es am besten, auf dem Mittelstreifen der unbefahrenen Hauptstraße einmal richtig die Arme auszustrecken.

Hach. Herrlich. Das tat gut. Seit Beginn des Ausbruchs verbrachte sie ihr Leben nun schon in ihrer 25-Quadratmeter-Wohnung. Da sie keinen Temple besaß, musste sie sich ihre Zeit mit dem Lesen von Analogbüchern und dem Durchhören der verstaubten CompactDiscs ihres Vaters vertreiben. Mit vor seltsamen Klängen und irrwitzigen Themen fast platzendem Kopf stand sie nun da und drehte sich mehrmals im Kreis. So mussten sich die Menschen gefühlt haben, als sie noch nicht alle den ganzen Tag vor dem Temple saßen und konsumierten und verblödeten. Als das Virus noch ein Hirngespinst einiger böser Forscher im Untergrund war.

Harmony blieb stehen. Jetzt erkannte sie es ganz deutlich: sie musste weg von hier. Fliehen. Türmen. Abhauen. Sie packte flugs ihre Koffer und rannte.
Rannte.
Immer weiter.
Gen Saturn.