Knuspern Schmelzlocke

Jason wurde immer kleiner. Es hatte letzte Woche angefangen, als J (wie ihn sein Oppa Bill früher immer rief, wenn sein Hörgerät mal wieder ins Katzenklo gefallen war) seiner Gefährtin ganz aufgeregt berichtete, dass er nun wieder in seine Baggy-Pants passte, die ihm seit den späten Neunzigern zu klein waren. Diane (deren Namen noch nie jemand abgekürzt hatte, was ihr in manchen Neumondnächten den Schlaf raubte) war happy für ihren Freund, obwohl sie ihn schon seit Wochen ein wenig zu klapprig fand.

Doch dann, eines Morgens, kam J beim aus-dem-Bett-Schwingen nicht mehr mit den Füßen auf den Boden. Er wunderte sich etwas, war aber noch so verpennt, dass er sich erst drei Tage später messen ließ, nachdem er die Gefrierfachtür nicht mehr erreichte. Diane war schockiert und rief ihren Hausarzt Dr. Adler an. Sie hatte nichts gegen kleine Männer, aber das ging zu weit.

Der Mediziner, den seine Studienkolleg*innen damals immer „Dr. Ad“ genannt hatten, schaute sich Jason zwei Tage später an, aber da war dieser schon auf die Größe einer Avocado zusammengeschrumpft. Dr. Adler konnte medikamentös so gerade noch verhindern, dass J sich in Luft auflöste, aber nun musste D (wie sie von nun an überall genannt wurde) ihm ein ganz kleines Haus basteln, was zwar billig, aber total nervig war. Immerhin sparten sie nun bei den Lebenshaltungskosten und traten ab und zu in Online-Talkshows auf, wo sie als leuchtendes Beispiel für Toleranz und Durchhaltevermögen herhalten mussten.

Besser als nicht mehr zu existieren, dachte sich J. Und gab D einen ganz, ganz kleinen Kuss.