Knuspern Zeitzone zwei

Judith und Nicole, zwei eher konservativ benannte, dafür aber sehr anarchisch denkende Kumpaninnen aus der Oberprima, stellten sich schon seit langem vor, wie es sein müsste, einfach mal alle Fünfe gerade sein zu lassen und dem engen Korsett ihres katholischen Mädcheninternats St. Piranha zu entfliehen. Nachts, wenn sie sich schlaflos in ihren Etagenbetten wälzten (beide oben liegend, selbstredend), kam so mancher Plan in ihre nahezu ausgereiften Hirne.

Eines Tages dann, Wochen später, die Vesper war gerade beendet, trafen sie sich nicht – wie üblich – zum Nachmittagsgebet, sondern verließen heimlich das Institut durch einen kleinen, engen Tunnel, den sie seit Ostern mithilfe gestohlener Dessertgabeln gebuddelt hatten. Schmutzig aber glücklich traten sie am anderen Ende des Ganges ins Abendlicht und machten sich aus dem Staub (der Frühling war extrem trocken in jenem Jahr).

Sie machten erst Rast, nachdem sie – einen Tagesmarsch von ihrem Gefängnis entfernt – in die kleine Ortschaft Oruã kamen. Niemand war auf der Straße, denn es wurde noch Siesta gehalten. Unsere beiden Kupferstecherinnen plünderten ausgehungert einen Metzger und stopften sich gerade köstlichen Schinken in die Mäuler, als Wachtmeister Morast (der einzige Zugereiste, nicht Mittagsschlaf-affine des Ortes) vorbeikam und sie flugs in Ketten legte. Pünktlich zur Sommersonnenwende waren sie dann wieder bei den Pinguinen.

Blöd.