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Kramladen Legales Kiffen

ByteFM: Kramladen vom 08.02.2018

Ausgabe vom 08.02.2018: Legales Kiffen

Die Geschichte der Popmusik ist auch eine Geschichte vom Kiffen. Vor 5 Jahrzehnten wurde mit Anspielungen auf das Kiffen noch kokettiert. Der unverblümte Lobgesang auf Marihuana, wenig verklausuliert im Song „My Green Tambourine“ war für die US-Band The Lemon Pipers vor genau 50 Jahren ein Nr.1-Hit in den Billboard-Charts im Februar 1968.

Der „schwarze Afghane“, der „rote Libanese“ oder der „grüne Türke“ galt den Befürwortern des Marihuana-Konsums als Farbenlehre des Kiffer-Himmels, doch für die konservativen Drogen-Mahner war das alles Teufelszeug, weil Kiffen als Einstieg in die Drogenhölle des Schniefens (Kokain) und Fixens (Heroin) und Schluckens (LSD, Designerdrogen) gebrandmarkt wurde. Die Haschisch-Befürworter widersprachen dieser Verteufelung aufs energischste und forderten jahrzehntelang „Legalize It“.

Nun hat vor wenigen Tagen ausgerechnet der Bund Deutscher Kriminalbeamter gefordert, das Cannabis-Verbot in Deutschland zu beenden. Das Verbot sei „historisch betrachtet willkürlich erfolgt“ und „weder intelligent noch zielführend“. Verbote und Verurteilungen führten keinesfalls zu weniger Cannabis-Konsum, sondern nur zu einer Kriminalisierung auch harmloser Kiffer und begünstigten nur das weitere Expandieren eines unkontrollierbaren und kriminellen Schwarzmarkts. Wer kiffen wolle, der kiffe, schrieb ein Kommentator, ob Cannabis verboten sei oder nicht. Die jetzige Rechtslage lasse kriminelle Karrieren erst entstehen.

Die CDU/CSU lehnte den Vorstoß der Kriminalbeamten zur Legalisierung von Cannabis sofort und grundsätzlich ab, obwohl es doch inzwischen genug Beispiele in anderen Ländern gibt, wie mit diesem Thema unverkrampfter und fortschrittlich umzugehen ist. In Portugal, Uruguay und einigen US-Bundesstaaten wurde der Cannabis-Konsum längst entkriminalisiert – mit nachweisbaren Erfolgen.

Und es muss auch die Frage erlaubt sein, ob der Staat das Recht hat, mündigen, erwachsenen Bürgern unter Strafandrohung zu verbieten, sich mit Marihuana zu benebeln, selbst wenn dies gesundheitsschädlich ist. Zumal der gleiche Staat keinerlei Probleme damit hat, wenn sich seine Bürger an legalen Drogen wie Alkohol und Nikotin berauschen und das mit womöglich noch größeren gesundheitlichen Risiken. Im Zuge der gescheiterten Jamaika-Sondierungen hatten sich Grüne und FDP für eine Freigabe von Cannabis ausgesprochen. Die Legalisierung unter bestimmten Auflagen würde z.B. nicht unerhebliche Steuereinnahmen generieren mit denen Aufklärungskampagnen und sogar Suchtprävention, womöglich auch Entzugstherapien finanziert werden könnten.

Ob das Kiffen tatsächlich kreativitätsfördend ist, wie von einigen Künstlern behauptet, das darf bezweifelt werden, aber tatsächlich haben kiffende Popkomponisten zum Songbook der Popgeschichte einige berauschend gute Loblieder auf das High-sein beigetragen. Man denke nur an „Eight Miles High“ von The Byrds, „Purple Haze“ von Jimi Hendrix, Ben Harpers „Burn One Down“ (gemeint ist ein Joint), „Don’t Bogart That Joint My Friend“ von Fraternity Of Man“, „Mary Jane“ von Rick James, „High All The Time“ von 50Cent, „High For This“ von The Weeknd, oder „Got To Get You Into My Life“, Paul McCartneys Ode an die Droge. Auch der Literaturnobelpreisträger Dylan äußerte sich unverblümt zum Thema: „Everybody must get stoned“.

Und auch wenn die besten und nachhaltigsten Rauschgefühle durch die Liebe ausgelöst werden und auch wenn nichts wirkungsvoller ist als euphorisierende, körpereigene Hormone und Botenstoffe wie Dopamin und Serotonin, wird es dennoch höchste Zeit, dass Peter Toshs beherztes Eintreten für die Entkriminalisierung von Cannabis aus dem Jahre 1976 endlich Realität wird: „Legalize it!“

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Playlist

1.  L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik)
Touch Me There / Zappa Records
2.  Peter Tosh / Legalize It
Legalize It / EMI
3.  The Byrds / Eight Miles High
Fifth Dimension / Columbia Records
4.  Ben Harper / Burn One Down
Fight For Your Mind / Virgin
5.  Wolf Maahn / Hallo Sehnsucht
Soul Maahn / EMI
6.  The Weeknd / High For This
House Of Balloons / Island
7.  Peter Paul & Mary / Puff The Magic Dragon
Peter, Paul & Mommy, Too / Warner Music
8.  Earth Wind & Fire / Got To Get You Into My Life
All Together Now - Beatles-Songs By Superstars / EMI
9.  Wings / Let Me Roll It
Band On The Run / EMI
10.  Ray Charles / Let’s Go Get Stoned
Let’s Go Get Stoned / ABC
11.  Bob Dylan / Rainy Day Women 12 & 35
Blonde On Blonde / Columbia