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Kramladen Jon Hiseman - zum Tod des renommierten Jazzrock-Schlagzeugers und Bandleaders von Colosseum

ByteFM: Kramladen vom 09.08.2018

Ausgabe vom 09.08.2018: Jon Hiseman - zum Tod des renommierten Jazzrock-Schlagzeugers und Bandleaders von Colosseum

Noch im April war er mit seinem neuen Trio JCM, einer auf das Kerntrio reduzierten Version von Colosseum, auf Tour in Deutschland, als bei ihm am 25. April ein Hirntumor diagnostiziert wurde. Er musste sofort operiert werden, schien danach in guter Verfassung zu sein, erlitt aber kurz darauf eine Hirnblutung, die eine weitere Operation notwendig machte. Während dieser OP verlor er das Bewusstsein und sank ins Koma. In den frühen Morgenstunden des 12. Juni 2018 starb Jon Hiseman im Alter von 73 Jahren, neun Tage vor seinem 74. Geburtstag.
Er war sicher der bedeutendste Schlagzeuger des britischen Jazzrock, galt als Virtuose an seinem Instrument und spielte – als sein Markenzeichen – mit zwei Basstrommeln gleichzeitig und kreierte damit eine „schwebende“ Drumstilistik wie kein zweiter. Seine rhythmisch ungemein variablen Schlagzeug-Soli, die bis zu 20 Minuten dauern konnten, waren legendär.
In seiner Kindheit spielte der am 21. Juni 1944 in Blackheath, London geborene Philip John „Jon“ Hiseman zunächst Klavier und Geige, bis er als Teenager seine Leidenschaft für das Schlagzeug entdeckte, dessen zunehmend versiertere Spieltechniken er sich autodidaktisch aneignete. Ab 1962 war er eine feste Größe in der Londoner Jazz- und Bluesrock-Szene, spielte in verschiedenen Formationen, bis er schließlich den Vorzeige-Drummer Ginger Baker in der Gruppe Graham Bond Organization ersetzte. Danach hatte er ein kurzes Gastspiel in Georgie Fames Blue Flames, bevor er zu John Mayalls Bluesbreakers wechselte, wo er mit Jack Bruce und dem Saxophonisten Dick Heckstall-Smith zusammenspielte.
Gemeinsam mit Heckstall-Smith gründete er 1968 die Band Colosseum, die mit ihrer Fusion aus Jazz, Rock, Blues und klassischen Elementen und vor allem mit ihrer Spezialität suiten-ähnlicher Groß-Kompositionen bald für Furore sorgte. Das im November 1969 veröffentlichte zweite Album „Valentyne Suite“ wurde gefeiert als Meilenstein der Verschmelzung von Jazz-, Blues- & Artrock. Das 1971 folgende fünfte Album „Colosseum live“ gilt bis heute als eines der besten Live-Alben der Rockgeschichte. Nachdem sich Colosseum Ende 1971 aufgelöst hatte, gründete John Hiseman mit Tempest eine ähnlich ambitionierte Jazzrock-Band – allerdings ohne Blasinstrument. Der erhoffte Erfolg bei Plattenkäufern und Konzertpublikum blieb aber aus.
1975 hob er Colosseum Ausgabe II aus der Taufe – mit Gitarrist Gary Moore und dem später dazu stoßenden Don Airey an den Keyboards. Nach drei Jahren und drei Alben gab die hochgelobte Zweitausgabe von Colosseum wegen geringer Plattenverkäufe auf. Ab 1977 beteiligte sich Jon Hiseman an der international besetzten, von Wolfgang Dauer gegründeten „Band der Bandleader“, The United Jazz and Rock Ensemble. Zur europäischen Fusion-Band Nr. 1 gehörte neben den Musik-Größen Albert Mangelsdorff, Charlie Mariano, Volker Kriegel, Ack von Royen, Ian Carr, Eberhard Weber und Wolfgang Dauner auch Jon Hisemans Frau, die Saxophonistin Barbara Thompson, deren eigener Band Paraphernalia.

Kommentare

Tenere vor 5 Jahren
Würdiger und würdigender aus diesem Anlass hätte man es nicht machen können, lieber Volker, danke und großes Kompliment ! Viele Grüße von einem alten/neuen Fan aus der Rhön :-).

ByteFM_Office vor 5 Jahren
Hallo tomwaits, Danke für den Hinweis! Die Playlist ist jetzt korrigiert. Liebe Grüße, ByteFM / Redaktion

tomwaits vor 5 Jahren
oops, das scheint die falsche playlist (nämlich die der kramladen sendung vom 6.6.2013) zu sein...
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Playlist

1.  L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik)
Touch Me There / Zappa Records
2.  JCM / Foyers Of Fun
Heroes / Repertoire
3.  Colosseum / Those About To Die
The Reunion Concerts 1994 / Temple Music, Intuition Records
4.  Colosseum / The Playground
Bread & Circuses / Cloud Nine Records
5.  Colosseum / The Valentyne Suite
The Reunion Concerts 1994 / Temple Music, Intuition Records
6.  John Mayall / Look In The Mirror
Bare Wires / Decca Records
7.  Colosseum / Time Lament
Daughter Of Time / Dunhill Records
8.  Colosseum / Skelington
Colosseum Live / Sequel Records, Castle Communication
9.  Tempest / Up And On
Tempest / Bronze, Island Records
10.  Barbara Thompson And Friends / A Touch Of Frost
In The Eye Of A Storm / Temple Music