Kramladen „Opposites Attract“. Die Anziehungskraft der Gegensätze

Ein Jazzgitarren-Virtuose mit Hang zur Avantgarde und ein Hardrock-Bassist der alten Deep Purple-Schule erarbeiten eine gemeinsame Musik. Kann das gut gehen und gut klingen?
„Gegensätze ziehen sich an“ ist nicht nur ein Sprichwort, sondern im Grunde eine allgemeingültige Wahrheit, die gerade auch im Bereich der Musik immer wieder zutrifft. Wenn zwei Musiker mit völlig verschiedenen stilistischen Herangehensweisen zusammentreffen, entsteht nicht nur eine Herausforderung für die Musiker ebenso wie für deren Hörerschaft, sondern es evoziert auch eine Spannung, die die Musikalität beider Parteien auf eine neue Ebene heben kann. Der Jazz-Gitarrist repräsentiert die Avantgarde und die experimentierfreudige Offenheit, der Hardrock-Bassist die Wucht und die Direktheit. In der Kombination dieser unterschiedlichen Kräfte liegt jedoch das Potenzial für etwas Unvorhersehbares, für eine kreative Explosion.
Und genau das haben die beiden angestrebt: Michael Sagmeister, der Meister der Jazzgitarre zwischen Hard Bop und Fusion, Acoustic Jazz Music und Rockjazz auf der einen Seite und Werner Eismann, Hardrock-Bassist mit langjähriger Erfahrung in seiner Deep Purple-Tribute-Band Purple auf der anderen. 
Die Zauberworte für ihre geglückte Zusammenarbeit über die scheinbar unüberbrückbaren Stilgrenzen hinweg lauten: Freundschaft und „open minded“. Beide sind keine Scheuklappen-Puristen und haben sowohl den Spaß als auch das Können, im Stilbereich des jeweils anderen eigenes Profil zu zeigen. 
Sie kennen und schätzen sich seit vielen Jahren, spielten mit ihren jeweiligen Bands gemeinsam auf Benefiz-Festivals, befreundeten sich bald und interessierten sich füreinander, weil jeder über ein eigenes, professionell ausgestattetes Studio verfügt, in dem beide, jeder für sich, auch ausgefallenere Musikprojekte verfolgte. Als Werner Eismann, der als Bassist über eine stupende Spieltechnik verfügt, seinem Freund Sagmeister erzählte, dass er eine Produktion mit ambitionierteren Musikformen und Eigenkompositionen anstrebe, wurde Michael Sagmeister neugierig und hörte sich die Musikideen und Fragmente von Werner Eismann an. 
Schnell wurde klar, dass mit Sagmeisters Expertise und seinen kompositorischen und Arrangement-technischen Beiträgen eine Musikproduktion entstehen kann, die beide herausfordert, aber auch beiden gefällt und große Freude in der Zusammenarbeit bereitet.
So entstanden im engen gestalterischen Austausch elf neue Titel, in denen die Stärken der beiden so unterschiedlichen Musiker und die charakteristischen Eigenschaften ihrer unterschiedlichen Stilformen vereinigt sind. Sie benennen ihren kompositorischen Anteil als „fifty-fifty“, wobei Michael Sagmeister für den Großteil der Arrangement-Finessen und produktionstechnischen Details verantwortlich zeichnet.
Die Beiden sind natürlich nicht die einzigen, erst recht nicht die ersten Musiker, die, aus höchst unterschiedlichen Musikstilen kommend, überzeugende gemeinsame Musik-Synthesen zusammen erarbeiten. Doch sie sind ein neues Beispiel für die gelungene Verschmelzung divergierender Schulen und belegen erneut, was in der modernen eklektizistischen Popkultur schon fast zum guten Ton gehört: Wenn Musiker aus völlig unterschiedlichen Welten aufeinandertreffen, kann nicht nur neue, überraschende Musik entstehen, sondern ganz allgemein auch eine Erkundung des scheinbar Unmöglichen – und das ist es, was Musik so faszinierend macht.
Im ausführlichen Interview erläutert Michael Sagmeister alle Details über diese außergewöhnliche Album-Produktion „Opposites Attract“.
Das komplette Interview ist hier zu hören: https://radio-rebell.de/opposites-attract/