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Was ist Musik Big Windows To Let In The Sun – Für Grant Hart

ByteFM: Was ist Musik vom 17.09.2017

Ausgabe vom 17.09.2017: Big Windows To Let In The Sun – Für Grant Hart

Letzte Woche Walter Becker, Holger Czukay, diese Woche Grant Hart. Der Tod macht Programm.

"Grant Hart would have loved the aftermath of his own death. Furious text messaging in the middle of the night seeking confirmation and commiseration. Condolences from acquaintances and media outlets who haven't come out of the woodwork in years."
Ken Shipley, 14. September 2017

"'Der dickliche Drummer' wurde zum 'Barfuß-Drummer', zum 'singenden Drummer', zum 'Langhaar-Drummer' und, wegen meiner langen Haare, zum 'versteckten Drummer'. Menschen und ihre Kategorisierungen … Ich habe immer versucht, mich dagegen zu wehren. Auch was meine Kleidung anging. Das war im Punk ja alles sehr genau geregelt. Ich habe versucht, anders auszusehen und war in der Szene der erste, der seinen Stil geändert hat, wenn es zu konformistisch wurde. Lange Haare sind verpönt? Ich lasse meine Haare sofort lang wachsen! Mich regt Gleichschaltung immer sehr auf. Als Mann mit homosexuellen Praktiken muss ich Ihnen sagen, dass die Gleichschaltung bestimmter Körperpolitiken, ich meine jetzt nur das Aussehen, in der Schwulenwelt ganz furchtbar ist. Und wenn man anders aussieht, gehört man ganz schnell nicht dazu und wird schief angeguckt, was natürlich sehr spießig ist.“
Grant Hart im SPEX Vorspiel mit Martin Hossbach auf die Frage, ob er sich noch an die diversen Namen erinnern könne, die ihm die Musikpresse verpasste.

"It was the Fall of 1978. I was attending Macalester College in St. Paul, Minnesota. One block from my dormitory was a tiny store called Cheapo Records. There was a PA system set up near the front door blaring punk rock. I went inside and ended up hanging out with the only person in the shop. His name was Grant Hart.

The next nine years of my life was spent side-by-side with Grant. We made amazing music together. We (almost) always agreed on how to present our collective work to the world. When we fought about the details, it was because we both cared. The band was our life. It was an amazing decade.

We stopped working together in January 1988. We went on to solo careers, fronting our own bands, finding different ways to tell our individual stories. We stayed in contact over the next 29 years — sometimes peaceful, sometimes difficult, sometimes through go-betweens. For better or worse, that’s how it was, and occasionally that’s what it is when two people care deeply about everything they built together.

The tragic news of Grant’s passing was not unexpected to me. My deepest condolences and thoughts to Grant’s family, friends, and fans around the world.

Grant Hart was a gifted visual artist, a wonderful story teller, and a frighteningly talented musician. Everyone touched by his spirit will always remember.

Godspeed, Grant. I miss you. Be with the angels."
Bob Mould

“Prairie fires and pitchfork choirs inspire as they create
Turn it up, It's too far down, until we can relate
Minnesota New Day Rising first day in the store
Take the couch at someone's house and wait around to score
Nervous children making millions: you owe it all to them
Power trios with big-ass deals: you opened for it then
I can see, I can see, I can see it all with my one good eye
For a start take two Grant Harts and call me when you die"
The Posies, "Grant Hart"

"Danke noch mal ganz herzlich an Michael und das Haldern-Festival, die mir 2014 einen Lebenstraum erfüllten und mich für mehrere Stunden mit Grant zusammensperrten, wo er sein zerbrechliches, intellektuelles, zutiefst Mackertum verachtendes (und komplett zugedröhntes) Wesen vor mir ausrollte. Er erzählte mir Dinge, die ich kaum guten Freunden erzählen würde. Eine Geschichte möchte ich weinselig dann aber doch noch aus meinem langen Gespräch mit Grant Hart teilen, weil sie so wundervoll ist. Der charming Cascading Chandeliers, mit dem ich einst in einer Band spielte, wuchs in Baltimore auf und besuchte dort, wie er mir Ende der 90er Jahre erzählte, Anfang der 90er ein Grant-Hart-Konzert. Wenn ich mich richtig entsinne, war er zu früh am Venue, sah aber Grant Hart bereits verwirrt in einer Seitengasse stehen und begann ein Gespräch mit ihm. Hart fragte Joseph, also den Jungen oben, ob er ein großes Geheimnis für sich behalten könne. Der bestätigte, ja, das könne er. Hart zückte daraufhin sein Portemonnaie und zog mit spitzen Fingern den Original-Führerschein von Elvis Presley hervor. Den hätte er in Graceland aus einer Vitrine entwendet und das sei jetzt sein Talisman. Irre! Und noch irrer natürlich, dass ich 2014 die Chance bekam, Grant Hart zu fragen, ob das wirklich stimme. Er sah mich verwundert an, kramte in seinem Hinterkopf. Er konnte nicht glauben, dass ich davon wusste. Er erzählte dann, was wirklich passiert war: Hüsker Dü besuchten auf einer ihrer ärmlichen Tourneen Mitte der 80er auch im Vorbeifahren Graceland. Schade, dass es davon wohl keine Fotos gibt. Grant Hart sah also dort in einer Vitrine tatsächlich den (oder einen, weiß nicht, wie viele es gibt) Führerschein von Elvis als Exponat. Bob Mould und Greg Norton lenkten daraufhin die Aufpasserin ab und Grant Hart schraubte den Kasten auf. Es klappte. Er nahm den Führerschein von Elvis, steckte ihn ein, sie liefen unauffällig zum Parkplatz und rasten jubelnd davon. Im Auto erst bemerkte Grant, dass auf der Rückseite 'Copy' draufgedruckt war, es handelte sich nur um eine gut gemachte Kopie für den Besucherbereich und das Original lag irgendwo anders.

Mir scheint die Geschichte heute fast lachhaft symbolträchtig. Dass eine Band, die so einflussreich wurde, zur Zeit ihres Bestehens (und danach) so wenig durch die Musik erwirtschaften konnte (unter anderem, weil sie wie so viele von SST betrogen wurde), dass ihr nicht mal das Glück zuteil wurde, ein Fitzelchen von dem zu kriegen, was einmal Elvis gehört hatte."
Felix Scharlau, Facebook

"Allein der verzehrende Gesangsschmelz von "Don’ t Want To Know If You Are Lonley" (gerade im Gegensatz zu dem röhrenden Geboller von Mould!). Es war dieser Gegensatz zwischen den beiden Songwritern, in der ewigen Spur von Lennon/McCartney, der die Größe Hüsker Düs ausmachte."
Gerritt Bartels, Tagesspiegel

"Shocked and deeply saddend to hear of the passing of our dear friend Grant Hart. This, and many more will stay in our hearts forever. Your light will shine on."
Robert Forster

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Playlist

1.  Grant Hart / 2541
Intolerance / SST
2.  Hüsker Dü / Don´t want to know if you are lonely
Don´t want to know if you are lonely / SST
3.  Hüsker Dü / Pink Turns Blue
Zen Arcade / SST
4.  Hüsker Dü / Diane
Metal Circus / SST
5.  Hüsker Dü / Let´s go die
Savage Young Dü / Numero Group
6.  Hüsker Dü / She floated away
Warehouse Songs And Stories / Warner
7.  Hüsker Dü / Eight Miles High
Eight Miles High / SST
8.  Hüsker Dü / Ticket To Ride
Don´t want to know if you are lonely / SST
9.  Hüsker Dü / Sheena is a Punk Rocker
The Living End / Warner
10.  Robert Forster / 2541
2541 / Beggars Banquet
11.  Grant Hart / 2541
Intolerance / SST
12.  Penelope Houston / Harry Dean
Birdboys / Normal
13.  The Posies / Grant Hart
Amazing Disgrace
14.  Grant Hart / The Main
Intolerance / SST