Was ist Musik Feeling Nice – Tramp Records und die Kunst der Ausgrabung

Warum wird ein Song ein Hit und ein anderer nicht? Was ist eigentlich Funk? Am I Black Enough For You? Wie hältst Du's mit der Cultural Appropriation? Solche Fragen provozieren zwei aktuelle Veröffentlichungen, die superfunky miteinander kommunizieren. „Feeling Nice Vol.4“ geht nicht nur in die vierte Runde sondern trägt auch noch den abschreckenden Untertitel „A Collection Of Superrare and Superheavy Funk 45's from the Late '60s and Early '70s.“

Abschreckend bei solchen Raritäten-Ausgrabungen ist die implizite Unterstellung der Herausgeber-Connaisseure, dass die Pop-Geschichte ganz anders verlaufen wäre, hätten wir alle Zugang zu den richtigen, zu Unrecht ungehört verstaubten 45ern gehabt, von denen es offensichtlich so viele gibt, dass es für vier Doppelalben reicht. Abschreckend an dieser Unterstellung ist die damit verbundene Überforderung: als hätten wir nicht genug zu tun mit den Musiken der Gegenwart(en), müssen wir auch noch nachchecken, ob nicht der falsche Funk kanonisiert wurde, ob anstelle der Ohio Players nicht doch Donnie Sanders & The Don Juans in die Hall Of Fame des Funk gehörte.

Und wären Harold Andrews & Sha Bangs mit ihrem zackigen Orgel-Groove nicht doch die besseren Meters? Daniel Wanders und Hermann Jahn, die Herausgeber, begreifen ihre Arbeit als Beitrag zur „anti racist discussion of American Popular Music“. Eine Diskussion, die im unerforscht weiten Feld des Funk so überfällig ist wie in keinem anderen Genre der Afro American Popular Music – zumal im deutschsprachigen Diskurs.