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Was ist Musik Dub Delirium & Überwältigungsästhetik – The Pop Group 40 Years After

ByteFM: Was ist Musik vom 13.01.2020

Ausgabe vom 13.01.2020: Dub Delirium & Überwältigungsästhetik – The Pop Group 40 Years After

Die Geschichte der Pop Group ist die Geschichte von bösen Menschen, die wider Willen Gutes bewirken und von gescheiterten Ambitionen, die wider Willen Gutes bewirken. Von den knapp 500.000 Menschen, die in Bristol im Südwesten Englands leben, ist nur die Hälfte biobritisch, sprich weiß. Das ist eine Spätfolge des boomenden Handels mit menschlichen Sklaven im 18.Jahrhundert, der ebenso zu Wachstum und Wohlstand der Hafenstadt beitrug wie die ausgedehnte Welttournee englischer Eroberer, zwecks Errichtung von Kolonien fürs Vereinte Königreich.

Die Spätfolgen dieser Menschheitsverbrechen wiederum klingen super: „Musikalisch hat die Stadt den Bristol-Sound hervorgebracht.“ So steht es ganz oben im Wikipedia-Eintrag, weit vor dem Sklaven- & Kolonialismus-Gedöns. Unter Bristol-Sound versteht das Online-Lexikon Trip Hop, Leute wie Massive Attack, Tricky und Portishead. Die fünf jungen, weißen Männer, die sich in den späten Siebzigern in Bristol zusammentun und den kontrafaktischen Namen The Pop Group geben, machen ungefähr das Gegenteil von Trip Hop, sollten aber dringend in die Geschichtsschreibung eingehen, als Hebammen, Godfathers oder Urmütter des Bristol-Sounds.

Die Pop Group habe „Dub Delirium in den Mix“ gebracht, schrieb der Pop-Historiker Simon Reynolds in „Rip it up and start again – Postpunk 1978-1984“. Dub und Mix sind zentrale Kulturtechniken in der hochproduktiven Ära des Postpunk, den Jahren der Entmischung. Und Dub und Mix sind Signifikanten des postkolonialen Großbritannien. Vor allem in den Großstädten profitiert Postpunk von der kolonialen Vergangenheit des UK, von Eingewanderten aus Asien, Afrika und der Karibik, die ihre Musiken mitbringen.



Dieser Tage wird das Album „Y“ in einer Box mit Remixen, Live-Aufnahmen und bislang unveröffentlichten Songs neuveröffentlicht, ein Gründungsdokument britischer Bassmusik. Weiterlesen hier:

https://taz.de/Postpunk-Klassiker-von-The-Pop-Group/!5651042&s=Klaus+walter/

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Playlist

1.  The Pop Group / Thief Of Fire (Bass Addict)
Y (Definitive Edition) / Y / Mute
2.  The Pop Group / 3.38 (12)
Y (Definitive Edition) / Y / Mute
3.  I Roy / Rasta On A Sunday
Glen Brown – Dubble Attack / Greensleeves
4.  The Pop Group / Snowgirl
Y (Definitive Edition) / Y / Mute
The Pop Group / We Are Time
Y (Definitive Edition) / Y / Mute
6.  The Slits / In The Beginning There Was Rhythm
In The Beginning There Was Rhythm / Rough Trade
7.  Dennis Bovell & Brown Sugar / Hurtin´
Brown Sugar: I´M In Love With A Dreadlock / Soul Jazz
8.  Rip Rig & Panic / Those Eskimo Women Speak Frankly
God / Virgin
9.  Maximum Joy / Maximum Joy - Silent Street & Silent Dub
Stretch / Y / Rough Trade
10.  Pigbag / Papa´s Got A Brandnew Pigbag
Papa´s Got A Brandnew Pigbag / Y / Rough Trade