Was ist Musik Autoerotische jouissance & das Finale des Begehrens – die Róisín-Maschine & Mark Fisher
Ausgabe vom 12.10.2020: Autoerotische jouissance & das Finale des Begehrens – die Róisín-Maschine & Mark Fisher
Mark Fisher in "k-punk – Ausgewählte Schriften" über Róisín Murphy:
„Es lohnt sich, Murphy von zwei anderen Künstlern abzugrenzen, die John kürzlich in den Kommentaren erwähnt hat: Madonna und Kylie.
Minogue ist eine Sexarbeiterin im banalsten und degradierendsten Sinne, denn es ist völlig klar, dass ihre alberne Unterwerfung unter dem männlichen Blick nicht mehr als ein karrieristischer Move ist. Bei Murphy wiederum hat man das Gefühl, dass es ihr Spaß macht, dass sie tut, was sie auch so tun würde (und es ist nur zufällig ein Publikum dabei). Es ist klar, dass sie Aufmerksamkeit mag (männliche oder sonst irgendeine), doch wie bei allen großen Künstler ist ihre jouissance im fundamentalen Sinne autoerotisch. Das Publikum ist kein passiv konsumierender, onanierender Zuschauer, sondern ein Feedback-Faktor in der Róisín-Maschine.
Und anders als Madonna retuschiert Murphy nicht alle Ecken und Kanten aus ihrer Performance heraus. Während es bei Madonnas hyperprofessionellen Shows um die CGI-Glätte eines Hollywood-Films geht, spielt die ihren Lederstiefel-Fetisch zur Schau stellende Murphy die ganze Zeit – wenn auch in vollem Ernst.
»Sie werden gerade zur Stilikone, ist das etwas, was sie interessiert?
Róisín: Ich kleide mich für mich selbst, ich habe mich schon immer so angezogen und es macht mir Spaß. Ich glaube, die Leute haben einfach die Nase voll von Popstars, denen gesagt wird, was sie zu tun und lassen und was sie zu tragen haben.«“
„Róisín-Machine“ – so nennt Róisín Murphy ihr neues Album, auch der Song
‚Kingdom of Ends‘ ist von Mark Fisher inspiriert, wie der taz zu entnehmen ist. Da schreibt Jenni Zylka:
„Fisher war ein brillanter Polemiker“, sagt Murphy, „mit dem Begriff ‚Kingdom of Ends‘ bezeichnete er den Moment, an dem man das Finale seines Begehrens erreicht.“ In einem Nachlass habe sie Texte von ihm über ihre Band Moloko entdeckt, erzählt Murphy. In denen habe er die Band in eine Reihe mit Glamrock gesetzt, ganz ans Ende des musikalischen und Outfit-Phänomens. „Er hat meine Sexualität auf der Bühne hellsichtig beschrieben“, so Murphy, „als etwas, was ich nur für mich allein mache, nicht für das Publikum, nicht für den Rest der Band.“
„Es lohnt sich, Murphy von zwei anderen Künstlern abzugrenzen, die John kürzlich in den Kommentaren erwähnt hat: Madonna und Kylie.
Minogue ist eine Sexarbeiterin im banalsten und degradierendsten Sinne, denn es ist völlig klar, dass ihre alberne Unterwerfung unter dem männlichen Blick nicht mehr als ein karrieristischer Move ist. Bei Murphy wiederum hat man das Gefühl, dass es ihr Spaß macht, dass sie tut, was sie auch so tun würde (und es ist nur zufällig ein Publikum dabei). Es ist klar, dass sie Aufmerksamkeit mag (männliche oder sonst irgendeine), doch wie bei allen großen Künstler ist ihre jouissance im fundamentalen Sinne autoerotisch. Das Publikum ist kein passiv konsumierender, onanierender Zuschauer, sondern ein Feedback-Faktor in der Róisín-Maschine.
Und anders als Madonna retuschiert Murphy nicht alle Ecken und Kanten aus ihrer Performance heraus. Während es bei Madonnas hyperprofessionellen Shows um die CGI-Glätte eines Hollywood-Films geht, spielt die ihren Lederstiefel-Fetisch zur Schau stellende Murphy die ganze Zeit – wenn auch in vollem Ernst.
»Sie werden gerade zur Stilikone, ist das etwas, was sie interessiert?
Róisín: Ich kleide mich für mich selbst, ich habe mich schon immer so angezogen und es macht mir Spaß. Ich glaube, die Leute haben einfach die Nase voll von Popstars, denen gesagt wird, was sie zu tun und lassen und was sie zu tragen haben.«“
„Róisín-Machine“ – so nennt Róisín Murphy ihr neues Album, auch der Song
‚Kingdom of Ends‘ ist von Mark Fisher inspiriert, wie der taz zu entnehmen ist. Da schreibt Jenni Zylka:
„Fisher war ein brillanter Polemiker“, sagt Murphy, „mit dem Begriff ‚Kingdom of Ends‘ bezeichnete er den Moment, an dem man das Finale seines Begehrens erreicht.“ In einem Nachlass habe sie Texte von ihm über ihre Band Moloko entdeckt, erzählt Murphy. In denen habe er die Band in eine Reihe mit Glamrock gesetzt, ganz ans Ende des musikalischen und Outfit-Phänomens. „Er hat meine Sexualität auf der Bühne hellsichtig beschrieben“, so Murphy, „als etwas, was ich nur für mich allein mache, nicht für das Publikum, nicht für den Rest der Band.“
Weitere Ausgaben von Was ist Musik
Playlist
1. |
Roísín Murphy / Simulation Roísín Machine / Skint/BMG |
… |
2. |
Roísín Murphy / Murphy’s Law Roísín Machine / Skint/BMG |
… |
3. |
Roísín Murphy / Kingdom Of Ends Roísín Machine / Skint/BMG |
… |
4. |
Roísín Murphy / Narcissus (In The House) Narcissus (In The House) / Skint/BMG |
… |
5. |
Grace Jones / Love Is The Drug Love Is The Drug / Island |
… |
6. |
Roxy Music / Love Is The Drug Love Is The Drug / Virgin |
… |
7. |
Moloko / Indigo Indigo / Virgin |
… |
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