Zimmer 4 36 Das verkehrte Amerika

Ganz besondere, meist völlig unbekannte Musik entdeckt das spanische Label Vampisoul: América Invertida heißt eine neue Sammlung, die Vampisoul veröffentlicht. Darauf Musik aus Uruguay in den 80er Jahren. New Wave aus Montevideo. Synthesizer, Chöre, akustische und elektrische Gitarren. Songs, die einerseits nach den 80ern klingen, die aber erstaunlich frisch wirken, da sie aus unserem musikalischen Kontext herausfallen. Nicht nur für hiesige Ohren sind die alten Stücke aus Uruguay neu. Auch in Lateinamerika stand Musik aus Uruguay immer im Schatten brasilianischer oder argentinischer Veröffentlichungen und die Musik auf der Sammlung „América Invertida“ ist auch in Lateinamerika kaum bekannt. Dabei sind die Songs bezaubernd: eigenständig und emotional.

Benannt ist die Sammlung übrigens nach der Zeichnung „América Invertida“, die der spanisch-uruguayische Künstler Joaquín Torres García in den 40er-Jahren angefertigt hat: Darauf steht Südamerika Kopf. Die Zeichnung sollte den Versuch veranschaulichen, eine eigene lateinamerikanische Identität zu entwickeln, die unabhängig ist von den Vorstellungen im Rest der Welt, und basiert insofern auf einer eigenen „verkehrten“ Landkarte. Gleichzeitig war die Zeichnung Kritik am Kultur-Imperialismus der USA und sollte den Anstoß geben, eine eigene kulturelle lateinamerikansiche Identität zu entwickeln, die nicht durch Vorstellungen des Westens dominiert sein sollte. Musikalisch ist diese Identität auf „Verkehrtes Amerika“ deutlich zu spüren.

Bild: Cover „América Invertida“