Inside Music 11.08.2009

40 Leute, in Reihen hintereinander postiert, werden per Schlagstockkommando zu einer einzigen Klangapparatur, der „Maestro“ auf dem Podest gibt mit hochsensibler Mimik und ausladenden Bewegungen die Nuancen vor – so scheint es jedenfalls. Vielleicht spielt das Orchester aber auch einen alt bekannten, zig-mal wiederholten Stiefel und lässt den Dirigent vorne nach Belieben tänzeln und toben.

Nach 395 Takten ist auch der Triangelspieler in der letzten Reihe mit einem zarten „Ping“ gefordert, hat sich aber bei Takt 175 verzählt. Als er seine vor ihm sitzenden Kollegen vom Blech nach der laufenden Taktzahl fragt, raten die ihm, auf den Dirigenten zu achten, prompt geht sein Einsatz schief. „Das Gesicht merke ich mir“, denkt der Maestro, das Blech kichert, Holz und Streicher schütteln mit dem Kopf, die blonde Harfenistin sieht ihn bemitleidend an.

Ob es in den Orchestern tatsächlich so zugeht oder ob zumindest stellenweise ein paar emanzipatorische Schübe stattgefunden haben, bleibt als Frage offen.

Stattdessen gibt es 2 Stunden Orchestermusik unterschiedlichster Couleur mit anderen spannenden Fragen am Rande wie z.B.: wie haben Bands oder Orchester in der griechischen Antike geklungen? Warum ließ Penderecki das Orchester uneinheitlich stimmen? Wird im Orchestergraben gedealt? u.s.w.

Featuring Ester Ofarim, Debussy, Portishead, Bartok, Eberhard Weber, u.a.