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Kramladen Taylor-Hype? Swifties-Mania?

ByteFM: Kramladen vom 25.04.2024

Ausgabe vom 25.04.2024: Taylor-Hype? Swifties-Mania?

Das Phänomen Taylor Swift scheint keine Grenzen zu kennen. Ein Rekord jagt den anderen. Eine sensationelle, bis irritierende Meldung reiht sich an die nächste. Die Fan-Begeisterung der Swifties-Gemeinde trägt teilweise Züge von Heiligenverehrung. Die inzwischen 34-jährige Sängerin und Songschreiberin, die 2006 zunächst als seichte Countryrock-Sängerin mit dem Image des All-American-Girl in Erscheinung trat, hat als gereifte, selbstbewusste Pop-Persönlichkeit längst alle Rekordmarken von Elvis Presley über The Beatles bis Michael Jackson pulverisiert. Ihr jüngstes Album „The Tortured Poets Departement“, das am vergangenen Freitag (19. April 2024) zunächst als einzelne LP mit 16 Songs und dann wenige Stunden später, ergänzt durch „Anthology“, als Doppelalbum mit insgesamt 31 Songs veröffentlicht wurde, erzielte unfassbare Verkaufs- und Streamingzahlen. Auch weil die Swifties sich erst und sofort auf die Einzel-LP stürzten und wenig später auch noch das Doppelalbum haben mussten – wohl wissend, dass sie den Inhalt von 16 Songs zuvor bereits gekauft hatten. Was für ein cleverer Business-Trick! Genial oder dreist? Kritiker*innen, die sich negativ über die Milliardärin Taylor Swift äußern, müssen sich hüten. Die eifrigen und überidentifizierten Swifties reagieren auf Majestätsbeleidigung mit Shitstorm. Nachdem ein US-Kritiker des Musikmagazins „Paste“ einen Verriss über ein früheres Album von Taylor Swift geschrieben hatte, erhielt er Morddrohungen. Was zeigt, dass die Fanverehrung von Teilen der Swifties-Gemeinde schon hysterische Züge angenommen hat.

Die Songtexte des neuen Albums werden von Swifties fast im Stile einer Bibel-Exegese analysiert, auch weil die Texte Anspielungen auf Promis und Ex-Lover enthalten sollen. So zum Beispiel wollen Swifties im neuen Song „thanK you aIMee“ Seitenhiebe gegenüber der Influencerin Kim Kardashian entdeckt haben, die sich Taylor Swift gegenüber mal mies verhalten habe. Alleine diese in den sozialen Medien verbreitete Vermutung reichte aus, dass Kardashian über Nacht 100.000 Follower verloren haben soll.

Derlei Auswüchse ihrer Gefolgschaft kann man Taylor Swift in keiner Weise vorhalten. Sie wirkt im Gegenteil segensreich mit ihrer klaren Positionierung für die LGBTQ-Bewegung und gegen Ultrarechte in der republikanischen Partei. Die US-Republikaner fürchten sich ernsthaft und nicht unbegründet davor, dass Taylor Swift die US-Präsidentschaftswahlen im November entscheidend beeinflussen könnte, wenn sie sich wieder – wie früher schon geschehen – für Joe Biden aussprechen sollte. Ihre Aussagen zu Politik, Gesellschaft und zur feministischen Selbstbehauptung junger Frauen in einer konservativen Macho-Welt sind in den USA hoch brisant, weil ihre überwiegend weibliche Gefolgschaft inzwischen mehr als 300 Millionen zählt – und nicht zuletzt wegen ihrer aktuellen Liaison mit dem populären Footballspieler Travis Kelce, der mit den Kansas City Chiefs im Februar den Super Bowl gewann. Ein Kerl von einem Mann und ein emanzipiertes All American Girl mit Weltstar-Bedeutung, dieses Mega-Traumpaar der Celebrity-Szene verfügt über eine immense mediale Macht.

Und geht es hier überhaupt noch um Musik? Oder nur noch um „Personenkult“, wie „laut.de“ kritisch anmerkte. In der Albumbesprechung von „radioeins“ heißt es: „Dass Swift die Supermacht im Pop ist, ist kaum zu leugnen. Ob sie aber auch musikalisch eine Supermacht darstellt, diese Frage darf man sich bei ihrem elften Album ‚The Tortured Poets Department‘ durchaus stellen.“

Die Songs ihres neuen Albums haben sicher nichts mit billigem Reißbrett-Pop zu tun. Die Songschreiberin Taylor Swift bedient nicht die TikTok-Generation mit geringster Aufmerksamkeitsspanne, die nur Zeit für kurzformatige Clips mit hoher Actiondichte hat. Bei Taylor Swift gibt es nicht wenige Songs, die eine Spieldauer von über vier oder gar fünf Minuten Länge aufweisen, Kompositionen, die Intros, Outros und Zwischenspiele haben und sehr persönliche Texte über Beziehungsdramen und Selbstfindung, die dennoch Raum für Interpretationen lassen.

Letztlich ist ihre Musik ein perfekt und effektvoll produzierter Mainstream-Pop der edleren Sorte. Doch musikalische Innovationen muss man woanders suchen – etwa im neuen Album „Something In The Room She Moves“ der kalifornischen Indietronic-Musikerin, Sängerin und Songautorin Julia Holter.

Kommentare

ByteFM_Office vor einer Woche
Danke für den Hinweis, tomwaits! Die Sendungen sind jetzt im Archiv verfügbar. Viele Grüße aus der Redaktion

tomwaits vor einer Woche
moin moin, ich vermisse das gestrige hörerinnenmixtape und den kramladen im archiv. liebe bytes, bitte macht diese beiden sendungen nachhörbar. ihr seid die besten - danke! schönes wochenende und grüsse in den bunker, frank
Eingeloggte "Freunde von ByteFM" können Kommentare hinterlassen.

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ByteFM_Office vor einer Woche
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tomwaits vor einer Woche
moin moin, ich vermisse das gestrige hörerinnenmixtape und den kramladen im archiv. liebe bytes, bitte macht diese beiden sendungen nachhörbar. ihr seid die besten - danke! schönes wochenende und grüsse in den bunker, frank
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Playlist

1.  L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik)
Touch Me There / Zappa Records
2.  Taylor Swift / The Albatros
The Tortured Poets Departement / Republic Records
3.  Taylor Swift / The Smallest Man Who Ever Lived
The Tortured Poets Departement / Republic Records
4.  Taylor Swift / The Tortured Poets Departement
The Tortured Poets Departement / Republic Records
5.  Taylor Swift / Fortnight (feat. Post Malone)
The Tortured Poets Departement / Republic Records
6.  Taylor Swift / Florida!!! (feat. Florence And The Machine)
The Tortured Poets Departement / Republic Records
7.  Kanye West / Famous (feat. Rihanna)
The Life Of Pablo / Getting Out Our Dreams
8.  Taylor Swift / thanK you aIMee
The Tortured Poets Departement / Republic Records
9.  Taylor Swift / So High School (Instrumental)
The Tortured Poets Departement / Republic Records
10.  Taylor Swift / So High School
The Tortured Poets Departement / Republic Records
11.  Taylor Swift / But Daddy I Love Him
The Tortured Poets Departement / Republic Records