Das große Gefühl: Codes In The Clouds "Paper Canyon"

Von michaelhager, 23. Oktober 2009

Paper CanyonCodes In The Clouds – „Paper Canyon“
VÖ: 23.10.2009
Web: http://www.myspace.com/codesintheclouds
Label: Erased Tapes Records
Kaufen: ”iTunes"

„Stets überraschend und unvorhersehbar“ ist die Musik auf „Paper Canyon“, wenn man dem Pressetext glauben darf.

Nach dem ersten Durchlauf wird klar, dass in Wahrheit die einzige Überraschung auf dem Langspiel-Debüt der fünf jungen Männer aus dem County Kent darin besteht, wann die verzerrten Gitarren und wann die oft Mandolinen-artig gespielten Melodien wieder einsetzen. Wer hier unvorhersehbare Stimmungsänderungen oder Melodiebögen erwartet, wird enttäuscht. Das Fazit muss vorerst lauten: Nicht besonders originell.

Aber Halt. Auf „Paper Canyon“ geht es gar nicht darum, mit besonders ausgefuchsten Tonfolgen oder ungewöhnlichen Strukturen aufzuwarten. Worum es Codes In The Clouds mit ihrem instrumentalen Post-Rock tatsächlich gehen dürfte, ist das große Gefühl. Die große Geste. Dabei schnappen sie sich einen ausdrucksstarken Moment und schleifen ihn ein in den Emotionsverstärker. Sie drehen an Equalizer und Lautstärke so lange herum bis sie jeden Winkel des Augenblicks ausgeleuchtet haben und am Ende alle erschöpft in ihre Kissen sinken dürfen.

Und die Bett-Metapher wird hier nicht zu Unrecht bemüht. Man muss nämlich gar nicht so genau hinhören um zu bemerken, wie warm es da aus den Boxen dringt. Überproduziert klingt anders. Nicht zuletzt der vergleichsweise naturbelassene Klang der Instrumente – dem Schlagzeug wurde zum Beispiel jeder Oberton und jeder Nachklang erlaubt – lässt die Aufnahme geradezu organisch wirken und gibt einem fast das Gefühl, die Musik würde überhaupt erst in diesem Moment des Zuhörens entstehen.

Stadiontauglich ist das Ganze. Und wenn der Band in der nächsten Festivalsaison die richtigen Bühnenzeiten zugewiesen werden – nämlich tief in der dunklen Nacht – dann ist der richtige Rahmen gegeben, um so manchen im Publikum in eine leichte Melancholie zu stürzen und vielleicht sogar eine kleine Freudenträne zu entlocken. An Pathos mangelt es der Musik mit ihren weiten Klangflächen nämlich nicht.
Ab Ende Oktober gibt es schon mal Gelegenheit, Codes In The Clouds zusammen mit pg.lost in geschlossenen Räumen zu sehen.

Die Termine:
29.10.2009 Wien (A) – Rhiz
30.10.2009 Innsbruck (A) – PMK Bogen
31.10.2009 Oberhausen – Druckluft
01.11.2009 Siegen – Vortex
02.11.2009 Berlin – LiveAtDot
03.11.2009 Chemnitz – Subway To Peter
04.11.2009 Dresden – Beatpol
05.11.2009 Leipzig – Conne Island
06.11.2009 Chur (CH) – Werkstatt

Die Tour wird präsentiert von ByteFM.

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