Katy Kirby (Foto: Jackie Lee Young)
Katy Kirbys Gitarren-Pop-Song „Juniper“, unser heutiger Tack des Tages, ist das Produkt einer sanften Rebellion. Die US-amerikanische Sängerin und Gitarristin lebt in der Country-Hochburg Nashville. Mit Country & Western hat Kirby nun weniger zu tun, aber Nashville ist allgemein ein guter Ort für Musiker*innen. Denn alleine schon der Ruf der Stadt in Tennessee zieht Unmengen an Künstler*innen an. Eigentlich stammt Katy Kirby aus einer Kleinstadt in Texas und ihre Biografie liest sich wie der Inbegriff des Hinterwäldlerischen. Statt zur Schule zu gehen, bekam sie Heimunterricht von zwei ehemaligen Cheerleadern und begann im Kirchenchor zu singen. Und die kirchliche Musiksozialisation bedeutet in Texas oft weder Lieder von Komponist*innen, die seit Jahrhunderten tot sind, noch ekstatische Gospel-Tunes. Sondern ein glattgebügelter Sound namens „Christian Contemporary Pop“.
Der Vorstadthölle zu entkommen, versucht Katy Kirby nun in Nashville, indem sie alles, was sie an die sterile Gottesdienstmusik ihrer Jugend erinnert, ablegt. Sehr bewusst gestaltet sie ihre Songs so, dass sie nicht zu gefällig klingen. In musikalische Extreme schlägt das bei ihren Liedern nicht um. Schließlich möchte Katy Kirby schöne Pop-Stücke machen. Aber sie muss sich immer wieder vergegenwärtigen, dass „schön“ nicht bedeutet, dass sie gezwungen wäre, ihre Musik für ein großes Publikum auf Verdaulichkeit hin zu optimieren. In Nashville hat sich die Sängerin eine Band mit politisch linksgerichteten Mitgliedern zusammengesucht. Und macht detailreiche, schöne Popsongs mit warmen, leicht übersteuerten Gitarren, die auch mal auf einen überzogenen Autotune-Effekt und ein Mellotron treffen können. Oder wie im Fall unseres heutigen Tracks des Tages einfach nur schön sind. Die aber eben nie nach konservativem Vorstadt-Mief riechen.
Das Album „Cool Dry Place“ von Katy Kirby erscheint am 19. Februar 2021 auf dem Label Keeled Scales. Die Vorabsingle „Juniper“ ist heute unser Track des Tages. Hört sie Euch hier an: