Chad VanGaalen – „Light Information“ (Rezension)

Cover des Albums „Light Information“ von Chad VanGaalen (Jagjaguwar)Chad VanGaalen – „Light Information“ (Sub Pop)

8,5

Chad VanGaalen ist Illustrator, Animator, Produzent und Musiker – ein wahrer DIY-Allrounder, der gerne ungestört arbeitet und die Öffentlichkeit meidet. 1977 in Calgary, Kanada geboren, hat er seine ersten Songs 1998 als One-Man-Band auf der Straße performt und lebt nach wie vor mit seiner Familie in der viertgrößten Stadt Kanadas.

Das kanadische Label „Flemish Eye“ entdeckte VanGaalen Anfang der nuller Jahre und veröffentlichte 2004 einige seiner Straßenballaden auf dem Debütalbum „Infiniheart“. Die nächsten Alben erschienen von nun an international beim Label Sub Pop. Der Durchbruch gelingt ihm 2008 mit dem selbst animierten Musikvideo der Horrorballade „Molten Light“.

Seinem zuletzt erschienen, fünften Album „Shrink Dust“ gab VanGaalen mit einer Pedal-Steel-Gitarre ein Country-Feeling. Für „Light Information“ wird das Stahlpedal nun für einen Synthesizer, einen Korg 770, eingetauscht, der der Platte einen retro-futuristischen Psychedelic-Rock-Touch gibt. Vorgestellt in dem schaurigen Instrumental „Prep Piano And 770“ helfen die Sci-Fi-Sounds des Synthesizers, neben dramatisch angeschlagenen Tönen auf einem modifizierten Klavier, in eine dystopische Zukunftsvision einzutauchen. Richtig psychedelisch geht es im darauffolgenden Titel „Host Body“ zu: Träge Gitarren und blumige Synthesizer sorgen für eine klangliche Dröhnung. Erstmals gibt der zweifache Vater im letzten Titel „Static Shape“ seinen Kindern Ezzy und Pip die Möglichkeit ihm im Refrain gesanglich zu unterstützen.

VanGaalens Erfahrungen als Vater bestimmen auch die Texte in „Light Information“. Besorgt über die Entfremdung von der Natur und vom handwerklich-kreativem Schaffen, das das Leben in einer digitalisierten Gesellschaft mit sich bringen kann, singt VanGaalen als kritischer Beobachter in „Faces Lit”: „The Broken Neon Lights That Flicker In Your Eyes/ Make It Seem Like You’re Not Functioning Right”. Er besinnt sich zudem selber auf seine Rolle als Sohn und der Sterblichkeit seiner eigenen Eltern, wenn er die Anfertigung eines Portraits seiner Eltern in „Broken Bell” besingt. Zuletzt kann man die für VanGaalen typische morbide Fantastik in „Host Body” hören, wenn er proklamiert: „I’ll Be The Host Body, Yes/ For The Parasite Demons/ They Can Eat Me From The Inside Out/ I Already Hear Them Chewing”. Einwilligend blickt er seinem Ende entgegen, wie sein Körper durch Parasiten in Einzelteile zerlegt wird: „Until There Was Nothing Left”

Chad VanGaalen gelingt es wie keinem anderem Künstler, den Kreislauf von Sterben und Geborenwerden so natürlich und unausweichlich darzustellen. Mit wachsender familiärer Verantwortung eröffnen sich ihm neue textliche Perspektiven. Seine eigenbrötlerische Produktion und die Erweiterung und Modifizierung seines Instrumentarium machen aus „Light Information“ eine der besten VanGaalen-Platten.

Veröffentlichung: 8. September 2017
Label: Sub Pop

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