Electric Nightflight mit Julian Weber (20.03.2023)

Genres sind so etwas wie die Farbenlehre des Pop: „Musikrichtungen“ mit je eigenen Klangmerkmalen, lokalen Ausprägungen und unterschiedlichsten Herkünften, die durch die Luftwurzeln des Outernationalen noch weiter in der Atmosphäre aufgewirbelt werden, bis alles in zig Mikro-Kategorien zerfällt. Etymologisch leitet sich der Begriff Kategorie aus der antiken Philosophie ab. Der alte Stoiker Aristoteles droppte seine „Kategorienlehre“, in der er dem Wesen der Dinge nachging und zehn Arten unterschied, wie er mit Aussagen über das Seiende urteilen kann. Aber was zum Teufel hat das mit diesem Dancefloor-Mix zu tun?!

Na ja, einer meiner absoluten Lieblingsplattenläden, „Blindspot“ im bretonischen Rennes, hat sich eigene Genres ausgedacht, um seine feine Ware mit einem intergalaktischen Aufkleber sarkastisch, aber auch geschäftstüchtig anzupreisen. „Robotic Blues“, „Voodoo Body Music“, „Unspoken Word“… Auch grafisch ist diese Begriffsverirrung wundervoll anschaulich dargestellt: Von einer glühenden roten Sonne strahlen unzählige Subgenres rund um den Kosmos. Man kennt nix und fühlt trotzdem alles: In einer Tiefenbohrung bin ich diesen akustischen Phänomenen zwischen history und mystery unter anderem mit Kenny „Dope“ Gonzalez, Hashman Deejay und Jammin Unit ausführlich auf den Grund gegangen und hoffe, die kathartische Auswahl erzeugt Gelassenheit, Seelenruhe und Weisheit.