Knuspern Bagatelle Nr. 435a

Karla Sofia (oder K-S, wie sie lediglich manchmal von ihrer Patentante Lexa genannt wurde) und Sino, ihr nur dreieinhalb Stunden jüngerer bester Freund, hofften sehr, dass niemand von ihrem extrem privaten Geheimnis erfuhr. Gerade jetzt konnten sie keine Schwierigkeiten gebrauchen, denn die beiden hatten ihre Flucht aus El Mal, dem schnuckeligen (aber extrem konservativen) Küstenort an der Algarve, seit Monaten geplant.

Keine Zukunft sahen die beiden in dem Kaff, aus dem es nie jemand heraus schaffte. Alle blieben – dementsprechend überfüllt fühlte sich das Leben hier auch an. Zu große Klassen in der einzigen Schule am Ort, zu lange Schlangen an Supermarkt- und Kinokasse, zu wenige Exemplare der neusten Lieblingstonträger. Eine Schande.

Und so hatte Sino schon vor Wochen eine Überfahrt auf der Toru 2 gebucht, die praktischer Weise direkt im lokalen Hafen nach Barbeint übersetzte, dem Land ihrer Träume. Dort würden sie in der Weite der Steppe ein kleines Holzhaus bauen und nur für sich sein. Und Samtvorhänge nähen. Und Rotkehlchen züchten. Alles umrundet von einem blütenweißen Lattenzaun.

Göttlich!