Florist – „Emily Alone“ (Album der Woche)

Cover des Albums „Emily Alone“ von Florist

Florist – „Emily Alone“ (Double Double Whammy)

Die Geschichte von Emily Sprague, der Stimme des Projekts Florist, ist eine Geschichte von Extremen. Das hört man ihrer Musik nicht unbedingt an. 2013 begann sie, mit ihren Freunden Rick Spataro und Jonnie Baker in New York seltsame Ambient-Folk-Musik zu schreiben. Sanfte Akustikgitarren-Songs, verklärt mit ausgewaschenen Synthesizer-Klängen und zarten Drums. Ihr Debütalbum „The Birds Outside Sang“ entstand, als Sprague nach einem Fahrradunfall ans Bett gefesselt war. Ihr Arm konnte keine Musik machen, doch in der Isolation sprudelten trotzdem Töne und Wörter aus ihr heraus. Einer dieser in extremer Introvertiertheit entstandenen Songs erklang im möglicherweise extravagantesten Konzertfilm des Jahres: Beyoncé verwendete „Thank You“ in ihrem Konzert-Spektakel „Homecoming“.

Nun erscheint das dritte Album von Florist, das neueste Kapitel in der seltsamen Geschichte der Emily Sprague. Der Titel macht klar, dass es eigentlich ein Soloalbum ist: „Emily Alone“. Auch diese LP entstand in einer Art Isolation: Sprague zog kürzlich nach Kalifornien, abgeschieden von ihren Bandmitgliedern. Die sonnige Westküste sollte einen Neuanfang markieren, kurz nach dem Ende einer langjährigen Beziehung. Stattdessen fiel sie in eine mehrere Monate andauernde Depression.

Selbstgespräche und Selbstkonfrontationen

Den Ausweg musste sie selber finden: „Ich fand mich an diesem komplett neuen Ort, an dem ich merkte, dass die einzige Überlebensmöglichkeit war, Kraft in mir selber zu finden“, sagte Sprague in einem Interview. „Es gibt da diese Redensart, in der Psychologie, glaub ich: Du bist die Einzige, die Dich niemals verlassen wird.“

Diese Redensart liest sich wie ein Credo für „Emily Alone“, ein Album, komplett von Sprague selbst komponiert und eingespielt, gefüllt mit Selbstgesprächen und Selbstkonfrontationen. „Nothing brings clarity to what makes me me / Except knowing that some kind of sadness is free / From the words and the sounds that I sing to myself / ‚Emily, just know, that you are not as alone / as you feel in the dark‘“, singt sie im Opener „As Alone“. Spragues Texte erklingen unverschleiert, nur von minimalistischen Gitarren und Synthesizern begleitet. Das mutet fast schon an, als würde man ihr beim Denken zuhören. Man möchte fast weghören, schämt sich ein bisschen, kann aber nicht, weil die Töne, die diese Wörter umrahmen, viel zu schön sind. Eine Künstlerin, ganz bei sich.

Veröffentlichung: 26. Juli 2019
Label: Double Double Whammy

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