Budapest Showcase Hub 2018 (Nachbericht)

Budapest Showcase Hub BUSH 2018

Das russische Projekt Shortparis auf dem Budapest Showcase Hub

Auf der musikalischen Landkarte erscheint Budapest für viele Musikinterssierte nur einmal im Jahr. Nämlich dann, wenn das Sziget Festival über 400.000 Menschen auf eine Insel in der ungarischen Metropole an der Donau lockt. Internationale Musikgrößen aus den USA oder Großbritannien geben sich dort Jahr für die Jahr die Klinke in die Hand. Aber wie sieht es eigentlich mit den großen Acts auf Europas Bühnen jenseits des angelsächsischen Sprachraumes aus? Wie viele Bands aus Rumänien, Russland oder Ungarn fallen einem spontan ein?

Osteuropäische MusikerInnen haben es auch fast 30 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs schwer auf dem europäischen und internationalen Musikmarkt Fuß zu fassen. Dass dies bei weitem nicht nicht an der Qualität der Musik liegen kann, zeigte sich am vergangenen Wochenende auf dem Budapest Showcase Hub (BUSH) in der ungarischen Hauptstadt.

Bereits zum dritten Mal fand das Newcomer-Festival in diesem Jahr vom 15. bis 17. November in verschiedenen Locations rund um das jüdische Viertel in Budapest statt. An drei Tagen kamen hier über 30 KünstlerInnen aus vorwiegend osteuropäischen Ländern und 300 VertreterInnen der Musikindustrie aus der ganzen Welt zusammen, um sich auszutauschen und Konzerte zu erleben.

Tagsüber wurde in den Brody Studios, einem Privatclub im 6. Bezirk Budapests, Konferenzen und Workshops über verschiedene Themen wie die Möglichkeiten von Musikplatzierung in Filmen und Serien (u.a. mit Thomas Golubic, dem Music-Supervisor der US-Serie „Breaking Bad“) oder über die deutsche und russische Konzertlandschaft mit VeranstalterInnen diskutiert. Abends ging es ein paar hundert Meter weiter in einem alten Club-Komplex auf verschiedenen Ebenen dann um das Wesentliche: Konzerte. Musikalisch wurde an allen drei Tagen eine Bandbreite von Jazz über Techno bis Singer-Songwriter auf verschiedenen Bühnen geboten.

Highlights aus Osteuropa

Acts wie Shortparis aus Sankt Petersburg mit ihrem düsteren Wave-Pop, die alternative Girlband Braii aus der Ukraine oder das Duo 1flfsoap aus Tschechien waren zum Auftakt besondere Highlights. Am zweiten Abend überzeugten die ungarischen Künstler Mörk und Freakin‘ Disco mit ihrer Live-Performance. Mörk ist einer der Künstler an diesem Abend, der bereits erfolgreich im Ausland Erfahrungen sammeln konnte. Unter anderem war er schon zu Gast auf dem Elbjazz Festival in Hamburg. Den Abschluss bildeten neben all den NewcomerInnen am Samstag die in Osteuropa bereits etablierten Bands Fran Palermo aus Ungarn und Golan aus Rumänien im Club Akvárium. Letztere wurde bereits vor einiger Zeit als Support der Berliner Band Modeselektor eingeladen und galt als einer der Höhepunkte des Festivals.

Im Vergleich zu anderen europäischen Showcase-Festivals hat das Budapest Showcase Hub einen entscheidenen Vorteil: es ist übersichtlich und man hat die Möglichkeit so gut wie alle Bands anzusehen, ohne von Club zu Club zu rennen und vor überfüllten Locations zu warten – die verschiedenen Konzert-Locations wie Instant, Lärm oder Robot in der Straße Akácfa Ucta im 5. Bezirk sind alle miteinander über Treppen und Katakomben verbunden. So kommt die nächtliche Erkundungstour der Stadt neben musikalischen Aha-Momenten ebenfalls nicht zu kurz.

Die Auswahl der Themen bei den Panels tagsüber zeigte, dass die osteuropäischen Musikschaffenden sich vor allem auf den internationalen Markt fokussieren und sie nicht mehr nur als Nische oder reine Konsumenten westlicher Popmusik betrachtet werden wollen. Doch die politische Lage in manchen Ländern, etwa in der Ukraine, erschwert es der dortigen Musikindustrie an öffentliche Fördergelder zu gelangen oder überhaupt Auftrittsorte für ihre KünstlerInnen zu finden. Auf der anderen Seite bilden sich erst seit einiger Zeit Strukturen wie Musik-Export-Büros nach skandinavischem Vorbild, um spannende Acts auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen.

Spätestens nach diesem Wochenende ist klar: Es lohnt sich einen Blick hinter den Vorhang zu werfen. Denn: Die osteuropäische Musikszene verdient mehr Aufmerksamkeit. Das Budapest Showcase Hub ist ein großartiger Anlass, um genau hier anzusetzen, einzutauchen und sich von der dortigen Szene überzeugen zu lassen.

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