Geld, Liebe, Arbeit: Der Urban Brass der Münchner Band Moop Mama

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„Eine Band, die mich richtig flasht, schafft es, einerseits so zu spielen, dass man sich fragt: ‚Alter, wie machen die das?‘ und anderseits transportiert sie gleichzeitig so viel Gefühl, dass ich in ihre Musik einsinken kann“, erklärt Rapper MC Keno von Moop Mama. Und sein Bandkollege Jan ergänzt: „Eine gute Live-Band muss einen beeindrucken, ohne dass man es merkt.“

Die Definitionen der beiden Musiker treffen auch auf ihre eigene Band zu: Die Musik von Moop Mama sorgt einerseits für schweißtreibende Tänze, tobende Menschenmassen und erschöpfte, aber glückliche Gesichter. Anderseits gibt es in ihrer Musik auch ruhige Passagen, in denen man einfach nur dastehen und zuhören will, was MC Keno zu sagen hat. Dabei kann man sich auch wunderbar vom Klang der Blasmusiker davontragen lassen und sich in der Musik verlieren.

Moop Mama, 2009 in München gegründet, machte zunächst durch Guerilla-Gigs auf sich aufmerksam. Die sieben Blasmusiker, zwei Schlagzeuger und MC Keno erschienen mit ihren Instrumenten und einem Megafon unangekündigt an öffentlichen Plätzen und spielten, bis sie von der Polizei vertrieben wurden. Ziel dieser Aktionen war und ist die Rückgewinnung von öffentlichen Räumen: Musik soll wieder dahin gebracht werden, wo sie gebraucht wird. Nämlich bei den Menschen. Und die halten sich nun mal an öffentlichen Orten auf. Gleichzeitig sollte durch diese Auftritte das Bewusstsein dafür gestärkt werden, dass Musik von Menschen und nicht von Maschinen gemacht wird. Ihre Erfahrungen über diese Guerilla-Gigs haben Moop Mama in dem Lied „Bullenwägen“ (2011) dokumentiert. Auf die Guerilla-Gigs folgten zahlreiche legale Auftritte in Deutschland und das erste Album „Deine Mutter“ (2011). Die Musik darauf lässt sich irgendwo zwischen HipHop, Jazz, Soul und Funk einordnen. Thematisiert werden Fernweh, Aufbruchstimmung, aber auch sozialkritische Aspekte. Vor allem finden sich auf „Deine Mutter“ aber Songs, die zum Tanzen einladen. Genau diese haben der Marching Band den Ruf einer ausgezeichneten Live-Band beschert. Wer Moop Mama bereits live erlebt hat, wird dies bestätigen können.

Der Druck, den sieben Bläser erzeugen, gepaart mit zwei Trommlern, die einen nach vorne peitschen und zum Tanzen antreiben, lässt sich schwer beschreiben. Die gesamte Band scheint dabei selbst auf der Bühne zu tanzen, trotzdem gelingt es allen Beteiligten noch ausgezeichnet, ihre Instrumente zu bedienen. Dazu kommt MC Keno, der es mit seiner charismatischen Art immer wieder schafft, das Publikum abzuholen und auf eine musikalische Reise mitzunehmen. Ehe man sich versieht, ist man Teil des tanzenden Mobs, der nach einer Zugabe schreit. Ihre Live-Qualitäten haben Moop Mama bereits auf einige Festivals getragen, darunter auch das Fusion-Festival, das Splash oder das Taubertal-Festival. „Das Geile an Festivals ist, dass man nicht weiß, was für ein Publikum einen erwartet“, sagt Posaunist Jan. „Bei einem Tour-Stop sind die Leute wegen dir da, die hast du schon gekauft. Bei Festivals ist es immer eine Herausforderung, die Leute von der eigenen Musik zu überzeugen.“

Vergangenen November erschien der zweite Langspieler „Das Rote Album“. Kein „Deine Mutter“ Teil zwei, weniger tanzbar und wesentlich ruhiger. Eine Beobachtung, die MC Keno bestätigt. „Aber das bedeutet ja nicht nur, dass die Musik leiser wird, sondern auch, dass sie intimer wird. Das ist eine Entwicklung, die durch die gemeinsame Zeit als Band passiert ist und für mich ist es eine ganz positive Entwicklung.“ Woraufhin Jan hinzufügt: „Wir sind mutiger geworden und müssen nicht mehr beweisen, dass man mit uns tanzen kann. So viel Ruhe, wie im zweiten Album steckt, hätten wir uns beim ersten gar nicht getraut.“ Auf dem roten Album finden sich im Vergleich zu „Deine Mutter“ auch mehr Songs zu gesellschaftlichen Themen wie Geld, Liebe, Arbeit – immer eingebettet in städtische Szenarien, darum nennen Moop Mama ihre Musik auch „Urban Brass“.

Doch die Band belässt es nicht dabei, Missstände in der Gesellschaft im Allgemeinen anzusprechen. Mit Liedern wie „Müllerstraße 6 – Hier Renovieren Wir Für Die Stadt München“ und „Wir Können Nur Spekulieren“ wiesen Moop Mama zusammen mit anderen Künstlern konkret auf den Wohnraumnotstand und die Wohnungsbaupolitik in der Stadt München hin. Posaunist Jan dazu: „Musik hat den großen Vorteil, dass sie gehört wird. Sie kann ein Signal geben und auf etwas aufmerksam machen. Da sitzen wir als Musiker am langen Hebel.“

Und was erwartet uns 2014 von Moop Mama? Eine Tour und mehrere Festival-Gigs stehen schon fest. Wird es auch wieder Guerilla-Gigs geben? „Wir wollen uns das gerne zurückholen, weil das auch ein Teil unserer Identität ist. Wegen dem neuen Album und den vielen Gigs passiert es zurzeit seltener, dass wir spontan irgendwo auf der Straße landen. Aber wir haben da schon einige Aktionen geplant, dass Ganze ist aber noch geheim“, verrät MC Keno mit einem Augenzwinkern. Wenn ihr das nächste Mal gemütlich im Stadtpark entspannt, könnte es also sein, dass ein Rudel Musiker aus dem Gebüsch springt und euch zum Tanzen einlädt.

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