Neue Platten: Erik Griswold – „Pain Avoidance Machine“

Cover des Albums Pain Avoidance Machine von Erik GriswoldErik Griswold – „Pain Avoidance Machine“ (Room40)

3,8

Musik als Selbstzweck. Zu seiner ersten Soloplatte nach fünf Jahren gibt der in Australien lebende amerikanische Komponist Erik Griswold zu Protokoll: „Am Ende des Jahres 2014 fühlte ich mich erdrückt vom negativen politischen Diskurs in Australien, dem überbordenden Narzissmus der sozialen Medien und einem bevorstehenden langen Sommer mit durch Hitze ausgelöster Migräne und wandte mich wieder dem präparierten Klavier wie einem Zufluchtsort zu.“ Das Klavier ist also Griswolds „Pain Avoidance Machine“.

Hoffentlich hat es ihm selbst geholfen, als er sich beim Spielen der Musik darin verloren hat. Denn das kann man sich durchaus in den 15 Stücken, was allerdings weniger an ihrem harmonischen oder einnehmenden Grundcharakter liegt, sondern vielmehr an der mangelhaften Abwechslung. Wie bei leider viel zu vielen klassischen Komponisten, deren Arbeiten durch die Zusammenarbeit mit Labels, die vor allem für elektronische oder experimentelle Musik bekannt sind, in den Fokus eines popaffinen Publikums geraten sind, scheint das „Wie“ hier wichtiger gewesen zu sein als das „Was“. Denn für das Erleben dieser Art Musik spielt es eine untergeordnete Rolle, wie sie entstanden ist. Oder anders formuliert: Was da letztlich zwischen den angeschlagenen Saiten des Klaviers hängt, ist schnuppe. Spannend ist doch nur, was hinten rauskommt.

Und das sind im Falle Griswolds eben leider keine sich überlagernden Schwingungen, keine hypnotischen und sich über mehrere Minuten aufbauenden Schleifen, zu denen die Ansätze in der Musik nicht nur zu erahnen, sondern geradezu angelegt sind (und auf die auch Titel wie „Hammer And Tongs“, „Cascade“ oder „Pendulum Shift“ hoffen lassen). Aber das scheint ihn alles nicht zu interessieren. Die meisten der Stücke wirken hektisch, unaufgeräumt, skizzenhaft und rücken einem beim Hören auch irgendwie immer etwas zu nahe. Es gibt kaum Momente, die man als atmosphärisch bezeichnen könnte, da immer eine unangenehme Unruhe verbreitet wird, die aber leider auch nicht in Energie oder Spannung überführt wird. Nach nur wenigen Sekunden mit durchaus verheißungsvollen Elementen versickert fast jedes Stück im Vor-sich-hin-Geplänkel. So purzelt alles nur vor sich hin, verliert sich im Nichts, bleibt halt- und formlos.

Label: Room40

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