Zum Tod von Jerome D. Salinger

 width=Geboren am 01. Januar 1919 in New York, feiert J. D. Salinger 1951 mit seinem Roman „Der Fänger im Roggen“ einen fulminanten Erfolg. Heute hat der Roman längst Kultstatus erlangt und steht weltweit in Millionen von Bücherregalen. Doch so groß Salingers Erfolg ist – er selber lebt ein einsames und zurückgezogenes Leben.

Erste Schreibversuche unternimmt Salinger als junger Kadett in einer Militärschule, während seines Studiums veröffentlicht er erste Kurzgeschichten. Im Zweiten Weltkrieg kämpft er gemeinsam mit dem Kriegsberichterstatter Ernest Hemingway, der ihm später ein „verdammtes Talent“ bescheinigt. In seinen wenigen Veröffentlichungen schreibt Salinger über junge Helden, denen meistens nach heulen zumute ist und deren Nerven gefährlich dünn sind. Auf Spiegel online ist heute zu lesen: „Ihre Welt ist bevölkert mit heuchlerischen Erwachsenen, oft abstoßenden Gleichaltrigen und mit Geschwistern, die entweder tot sind oder weit weg oder voller Liebe und genauso hilflos wie sie. Aber die jugendlichen Verbündeten, die hier zusammenfinden, sind auch beseelt von einem anrührenden Glauben an die Möglichkeit einer freundlicheren, klügeren, helleren Welt.“

Als 1951 „Der Fänger im Roggen“ erscheint, gilt der Roman als Sensation. Vor allem die lakonische, vom Slang der frühen Nachkriegsjahre bestimmte Sprache des Romans gilt als authentischer Ausdruck einer desillusionierten Jugend. Und gerade die Mischung aus Verzweiflung und Hoffnung beschert Jerome D. Salinger zahlreiche Anhänger, deren Verehrung für den Autor schier ins unermessliche reicht. Seine bekanntesten Fans sind wohl Charles Manson und Mark David Chapman. In einem Interview antwortet Manson auf die Frage: „Wen oder was stellt ihre Maskerade eigentlich dar?“ mit: „I am … the Catcher in the Rye“, Chapman ist von Salingers Roman seit seiner Kindheit besessen. Im späteren Gerichtsprozess zum Mord an John Lennon gibt er an, in diesem Buch die Aufforderung gelesen zu haben, eine Berühmtheit töten zu müssen.

Trotz all dem Ruhm jedoch lebt der Autor die letzten Jahrzehnte völlig zurückgezogen – sein letztes Interview liegt über 30 Jahre zurück. Zuletzt in Erscheinung trat Salinger vor einem halben Jahr, als er gegen einen Autoren klagt, der mit „60 Years Later: Coming Through the Rye“ eine Fortsetzung des „Fängers im Roggen“ verkaufen will.

Am Schluss des „Fängers im Roggen“ heißt es: „Erzähl nie irgendwem irgendwas. Wenn du’s doch tust, fängst du an, sie alle zu vermissen.“ In der Welt der Literatur wird Jerome D. Salinger seit Mittwoch vermisst.

Mehr über J.D.Salinger hört Ihr heute ab 16 Uhr TourKalender mit Siri Keil.

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