ByteFM Mixtape Folker: Angel's Breath und Lieder aus Bosnien

Das Folker Mixtape schaut auf den Balkan jenseits von Brass Bands. Es geht nach Mostar, weiter nach Belgrad und São Paulo bis nach Sarajevo. Außerdem stelle ich neue Alben aus dem Folker-Doppelheft Mai/August vor, etwa von der Kolumbianerin Lido Pimienta oder von Tamikrest. Sephardisch-jüdische Musik aus Bosnien bewahrte Flory Jagoda, heute 96 Jahre alt. Vier ihrer Lieder kamen aufs Album des bosnischen Duos Barimatango. Bosnische Sevdahlieder singt Damir Imamović auf „Singer of Tales“. Ihm widmet der Folker einen Artikel. (Folker.de)

Angel's Breath:
Das war ein Projekt von zwei wichtigten Köpfen der jugoslawischer Pop-und Rockmusik, des Sängers Milan Mladenović und des Pioniers elektronischer Musik, Mitar Subotić. Als Subotić 1990 nach São Paulo zog, bekam das Duo neue Impulse. 1994 entstand in Brasilien ein Album, das ein musikalisches Testament wurde, denn Milan Mladenović, Stimme der Rockband Ekaterina Velika, starb wenig später an Krebs. Die Aufnahmen kursierten nur unter Freunden, jetzt ist das Album Angel's Breath bei Croatia Records, auch auf Vinyl erschienen. Mitar Subotić, den in Brasilien alle Suba nannten, spielte Keyboards, der Leadsänger Milan Mladenović, Akkordeon und Trompete, die Percussionparts steuerte João Parahyba bei und an der Gitarre war Fabio Golfetti.

Fabio Golfetti: „1992 oder 1993, kam meine Freundin Taciana Barros eines Tages zu mir und sagte: 'Du musst meinen Freund Suba kennenlernen. Er kommt aus Jugoslawien, und ich bin sicher, dass ihr viel gemeinsam habt’. Sie erwähnte das, weil ich schon immer ein großer Fan von experimenteller und minimalistischer Musik, Rock und avantgardistischem Jazz war, und Suba hat sich sehr dafür interessiert. Außerdem war er gerade aus Frankreich gekommen, dem Land meiner Lieblings-Rockband aller Zeiten, Gong von Daevid Allen, deren aktueller Gitarrist ich seit 2007 bin. Ich hatte vorher noch nie von Subas Arbeit gehört, daher war es eine große Überraschung.“

Mit dabei auch die Sängerinnen Marisa Orth und Madalena. João Parahyba, bekannt mit dem Trio Mocotó, kommt ins Schwärmen, wenn er sich an die Jugoslawen erinnert, sie kannten keine Genregrenzen, so wurde das Album „Angel's Breath“ ein Amalgam aus dem Stil von Ekaterina Velika (EKV), brasilianischen Rhythmen, Ambient-Sounds und zeitgenössischer Musik. Für Suba, der 1999 nach einem Studiobrand starb, war Angel's Breath Musik einer vierten Welt, geschaffen von vier individuellen Künstler*innen. Und nicht nur der Brasilianer João Parahyba empfindet es als Glück, dass das Album jetzt erscheint.

João Parahyba: „Suba liebte Brasilien, er identifizierte sich mit diesem Land. Mit diesem multikulturellen Schmelztiegel. Wir sind ein polyrhythmisches Volk. Wir haben Musik aus der ganzen Welt gehört und in unsere brasilianische Musiksprache überführt. Suba machte das auch. Ich fühle Sehnsucht, wenn ich zurückdenke, ich vermisse ihn sehr. Ich war schon immer ein experimenteller Musiker, nutzte viele ungewöhnliche Instrumente aber ich hatte eine formale Musikausbildung. Er sagte, ‚mach einfach Musik, Musik ist grenzenlos.’ Erst durch Suba wurde ich frei in der Musik.“

Foto: Milan i Suba by Vladimir Radojičić (Croatia Records)