Knuspern Glanzzeiten

F: „Warum glänzt Dein Anzug eigentlich immer so? Selbst nach mehreren Reinigungsvorgängen ist immer noch dieser herrliche Schimmer zu sehen, ja nahezu zu spüren.“

A: „Naja, dazu muss man wissen, dass es im Hinblick auf Anzugglänzen - meine Mutter nannte es immer ‚Schibbele‘ (sie kam aus dem Hessischen) - schon immer mehrere Theorien gab. Gerade in meiner Familienhistorie; ich habe da viel und lange zu recherchiert. Bereits mein Urgroßvater väterlicherseits kam - laut offiziellem Narrativ - bereits in einem leicht glänzenden Leuchten auf die Welt. Daher ist das in unseren Kreisen auch mit einer … ich würde sagen, nicht unberechtigten Portion Stolz verbunden.“

F: „Schön und gut, aber woher jetzt dieser Glanz? Und woher dieser leichte Übermut, der ja auch in Deinem Werk oft zu bemerken ist. Oder täusche ich mich?“

A: „(lacht leise) Nein, da haben Sie Recht. Ohne jetzt irgendwie als überhebliches Künstlerarschloch rüberzukommen, aber ich finde, da habe ich dann durchaus das Recht, vielleicht auch ein wenig Profit zu machen. Auch unter Zuhilfenahme meiner recht beachtlichen Followerzahlen. Glanz kommt ja nicht von ungefähr. Sagte schon mein Opa. Und der hat ja das Glanzgeschäft richtig vorangetrieben damals in der schweren Zeit.“

F: „Aber - die Frage sei mir erlaubt - denkst Du nicht manchmal, nachts oder in schlechten Phasen, dass Du doch unglaubliches Glück hattest und dass Dir dieses Glänzen auch viele Türen geöffnet hat, die jemandem wie Dir sonst verschlossen geblieben wären?“

A: „Nein, eigentlich nicht!“ (nimmt Mikro ab und verlässt fluchend den Raum)

F: „Arschloch.“