StadtMagazin Anselm Neft (Autor) zu Gast

Als Schriftsteller macht es sich wohl bezahlt, wenn man neben seinem Ideen- auch von großem Erlebnisreichtum zehren kann - und von solchem ist beim Anblick von Anselm Nefts Biografie auszugehen. Der 1973 in der Nähe von Bonn geborene Autor studierte mit Religionswissenschaften, Volkskunde und Vor- und Frühgeschichte gleich drei geisteswissenschaftliche Fächer, die seine Beobachtungsgabe für gesellschaftliche Phänomene geschärft haben dürften. Als Autor von bisher sechs Romanen erschafft er Figuren, die von Identitätsfindung und teils skurrilen, teils schmerzhaften Beziehungserfahrungen geplagt sind. Dabei verarbeitet er auch persönliche Erlebnisse: Die skurrile Geschichte des 2014 erschienenen „Helden in Schnabelschuhen“ erzählt von zwei ehemaligen Philosophiestudierenden, deren Job- und Sinnsuche sie auf Tour mit einer Mittelalterband führt und bildet so eine unübersehbare Parallele mit dem ungewöhnlichsten Eintrag im Lebenslauf von Anselm Neft. Der war gegen Ende seines Studiums selbst als Schalmeibläser und Herold mit der Mittelalterband „Schelmish“ unterwegs und hinterfragt in seinem Werk weniger die Mittelalterszene als die der Intellektuellen.

Neben seinen satirischen Beobachtungen, die Neft auch in Artikeln für Magazine wie Titanic oder Eulenspiegel festhält, finden auch schwierige Themen wie Fanatismus, Missbrauch und dysfunktionale Familiendynamiken seine literarische Aufmerksamkeit. Im vergangenen Jahr schaffte es die Inszenierung seines Aussteigerromans „Vom Licht“ auf die Bühne des Theaters an der Ruhr.

Der mittlerweile in Hamburg lebende Autor, der auch für Zeitungen wie den Tagesspiegel und die Berliner Zeitung schreibt, war neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit zehn Jahre lang Mitherausgeber der selbstgegründeten Zeitschrift Exot für komische Literatur und hat außer der Lesebühne „Liebe für alle“ auch den Literaturpodcast „laxbrunch“ ins Leben gerufen.

Im StadtMagazin ist Anselm Neft heute zu Gast bei Christa Herdering.

Foto: Maren Kaschner