Battles – „Juice B Crypts“ (Album der Woche)

Cover des Albums „Juice B Crypts“ von Battles

Battles – „Juice B Crypts“ (Warp)

Ein Klavier klimpert vor sich hin. Jemand drückt darauf rum, so als würde er eine neue Melodie ausprobieren. Behutsam einer Inspiration folgend, mit Denkpausen. Die Anschläge werden fester und die Melodie ist gefunden. Mit ihr endet „Juice B Crypts“, die neue Battles-Platte – und mit genau dieser Melodie beginnt sie auch. Eine Platte als Loop, Mathrock mit Schleifchen. Treffender könnten Battles ihr aktuelles Werk gar nicht einklammern, denn nichts ist elementarer für den unverkennbar kniffligen Sound der Band als das grundsolide Loop-Fundament auf dem die New Yorker ihre größenwahnsinnigen Jenga-Turm-Tracks bauen.

Scheinbar ähnlich elementar wie Loops ist für Battles wohl auch die Marotte, alle paar Jahre ihre Bandbesetzung zu dezimieren. Nachdem man 2007 als Quartett gestartet war, sind Battles 2019 zu einem Duo geschrumpft. Für „Juice B Crypts“ haben sich Keyboarder und Gitarrist Ian Williams und Schlagzeuger John Stanier zu zweit ins Studio gesperrt. Analog zur Ausdünnung verlief auch eine wachsende Fokussiertheit im Sound. War „Gloss Drop“ 2011 noch ein feature-überladenes Math-Pop-Beast, so entpuppte sich „La Di Da Di“ 2015 als rein instrumentaler, repetitiver Sog.

Ruckartige Wendemanöver & Math-Rock mit Schleifchen

Nun könnte man meinen, dass Battles nach David Konopkas Ausstieg ihre Gitarren im Hudson versenkt hätten. Ein Schlag ins Kreativ-Kontor wäre das aber keinesfalls. Gitarren klangen bei den New Yorkern schon immer eher wie Keyboards und umgekehrt. Doch bei „Fort Greene Park“ ist es dann doch soweit: Eine Gitarre, die für Battles-Verhältnisse fast schon nach Gitarre klingt. Zwar schwer malträtiert, aber dennoch als Sechssaiter zu erkennen, flattert sie über einem wohlig-warmen, aufgestapelten Synth-Arpeggio. Sie zuckt, stolpert und verschluckt sich – fügt sich aber harmonisch über die fließende Fläche, die die Synths und Staniers treibender, kraftvoller Beat, ausbreiten.

„They Played It Twice“ entpuppt sich durch den kraftvollen, souligen Gesang von Xenia Rubinos als eine Art Empire State Of Mind für die nervösen Kids aus der Mathe-AG. Williams prügelt Stakkato-Gitarren und fiepende Synths durch den Track, als würde Spiderman auf Speed eine Hochhausfassade emporhetzen.

Auf „Izm“ legt Williams dann einen vor- und rückwärts laufenden Loop aus, der an gescheitere Windows 98 Bootings erinnert. Die Feature-Gäste Shabazz Places steigen mit ihrem lässigen Flow ein und Stanier kloppt dermaßen stabil groovend den Beat nach vorne, dass man sich das auch als Sample gar nicht besser wünschen könnte. So zeigen Battles, dass sie neben umherspringenden Loops und irrwitzigen Melodien inklusive ruckartigen Wendemanövern auch Beatmaterial liefern können. Die Schleife beherrschen die zwei Herren aus New York eben mit traumwandlerischer Sicherheit.

Veröffentlichung: 18. Oktober 2019
Label: Warp

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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